27.10.22, Freude sammeln….
Letztens fragte jemand, warum ich hier nicht mehr schreibe.
Stimmt, die ATH-Geschichten sind eigentlich Geschichte. Nun, ich glaube, dass hatte und hat mit dem
Prozeß des Loslassens der Hundeschule zu tun. Ich wollte mich ja schon vor ein paar
Jahren aus der Hundeschule zurückziehen und habe nach jemanden gesucht, der sie
übernimmt. Ich wollte nicht so gern als
Hundeschul-Oma in die Annalen eingehen.
Dass niemand von den Interessenten wirklich passte, war wohl
Schicksal. Aktuell freu ich mich, dass
ich den Betrieb nur reduziert habe. Die Hundeschule gibt mir Halt und Struktur.
Nach dem Tod von Till gibt es immer noch Zustände, die mich in Tiefen runterziehen,
in denen ich stecken bleiben könnte, wenn ich keine Struktur hätte, keine
Termine und keine Verpflichtungen. Wenn
das eigene Kind stirbt, auch wenn es längst erwachsen ist, gibt es keine
Medizin, keine Worte, die die Traurigkeit wegnehmen. Das Einzige, was hilft ist Freude sammeln.
Freude sammeln kann ich sehr oft in der Hundeschule,
besonders wenn ich sehe, dass es den Hunden in meiner Hundeschule gut geht,
dass sie angstfrei lernen dürfen, dass sie speziell sein dürfen, dass sie
Charakter zeigen dürfen, dass sie albern sein dürfen, dass ihre Menschen sie
fair behandeln.
Darüber freue ich mich. „Folge deiner Freude“ empfahl
schon Joseph Campbell. Er meinte, wenn man seiner Freude folgt geht es
nicht um das Verdrängen von Zuständen, die man nicht mehr aushalten kann,
sondern darum auf den eigenen Weg zu finden oder eben zurückzufinden…. Eine
Zeitlang dachte ich, dass ich das nicht schaffen kann.
Das ist aber hier nicht der Platz über mein Seelenleben zu berichten.
Eigentlich wollte ich nur mal festhalten, dass es mir gut damit geht, wie es
jetzt ist und ich hoffe, dass es noch eine Weile so weiter geht.
Ich freu mich immer wieder, dass ich kein Kurssystem habe
und ständig neue Kunden – so viele wechselnde Namen könnte ich mir gar
nicht mehr merken. Gut, dass es nicht nur mir mit 72 so geht, und im Vergleich
ist, glaube ich, alles noch im grünen Bereich.
Wie alt ich bin wird mir auch
immer dann deutlich, wenn ich zufällig Menschen treffe, die ich als Kinder in
der Therapie hatte und die mir nun ihre eigenen Kinder vorstellen. Ich freu mich, dass sie sich im Guten an die
Zeit mit mir erinnern. Und nicht nur an mich, sondern auch an meine vierbeinigen
Begleiter, die so oft mitgeholfen haben Brücken zu bauen.
Einige Hundeschul-Kunden begleite ich auch schon viele Jahre und ich freu mich,
dass sie bleiben, weil es ihnen hier Spaß
macht und nicht weil der Hund oder Mensch lernbehindert ist und länger braucht….
So mancher Hund und sein Mensch, kam als Welpe zu mir , blieb, manchmal mit Pausen, bis in sein hohes Alter und ich trauerte um
ihn als er uns verließ.
Es ist schön zu erleben, wie sich die Ansprüche der
Menschen mit der Zeit verändern. Zunächst sorgt man sich darum, die Kontrolle
über seinen Hund nicht zu verlieren, ihn „richtig“ zu erziehen. Und irgendwann, wenn die alten Gespenster von Unterordnung
und Gehorsam den Kopf nicht mehr eintrüben, wofür ich vielleicht mit gesorgt
habe, vertraut man dem Hund und dem gewachsenen
Bündnis und hat miteinander Spaß und viel
Freiheit.
So soll es sein und ich wünsche allen speziellen Hunden, dass ihre
Menschen nicht mit ihnen kämpfen, sondern sie annehmen und ihnen den Rücken
stärken. Und ich freue mich, wenn ich dazu beitragen kann.
Ich freu mich, dass einige Kunden aus den Gruppen, die ich
geschlossen habe, einfach ohne mich in der Hundeschule weitermachen. Sie kommen
zu ihrem alten Termin und nutzen den Wochenparcours. Wenn ich dann manchmal hingehe,
um „hallo“ zu sagen, stellt sich die alte Vertrautheit wieder ein. So schön, wenn
sie angerannt kommen und sich ihre Streicheleinheiten abholen – die Vierbeiner
meine ich natürlich.
Ich freu mich, dass die Dienstagsgruppe auch nach der bestandenen
BHV-Hundeführerscheinprüfung weiter
Hundeschule machen wollte. Sie haben viel erreicht und zu Ende gebracht und nun
machen sie ZOS und Mätzchen, Tricks und, wenn Corona nicht dazwischen funkt, alte Leute im Altenheim glücklich.
Es ist für mich eine besondere Gruppe, mit einigen speziellen Hunden und durchweg lieben Menschen
mit denen ich mich sehr verbunden fühle. Und ja, ich habe in dieser Runde einen
speziellen Freund, Calvin. Ich hab ihn
wirklich besonders lieb und er weiß das. Auch wenn es unser spezielles Geheimnis ist, was
wir natürlich nicht raushängen lassen. Am Anfang verkroch er sich ängstlich, braucht immer noch viele Lernhilfen, aber er lernt und ist albern und lustig. Mein spezieller Inklusionshund. Immer wenn ich ihn sehe geht mein Herz auf.
Die Mittwochsgruppe macht schwerpunktmäßig ZOS aber auch fleißig
den Wochenparcours und mag es familiär.
Wenn es bald kalt wird, weiß ich, dass es leckeren Tee gibt und meist viel zu
quatschen wegen der jahrelangen Vertrautheit.
Allerdings haben wir vor kurzem
die Alten von den Neuen getrennt, weil man als „Neue“ manchmal mehr Training
statt Tee und lustige Geschichten braucht. Und ich finde die Fortschritte sind
nicht zu übersehen. Besonders für Olli und Ute freu ich mich. Wenn man einen besonderen Hund hat, braucht man Zuversicht – das zahlt sich aus.
Die Donnerstagsgruppe ist die Gruppe der Großen. Die Mädels
sind ein bisschen zarter besaitet und der grobmotorische Rudi bräuchte
eigentlich mal eine Dame, die etwas dagegen zu halten hat. Bisher konnte Malu das ganz gut, aber als
irische Wolfshündin kommt sie nun ins Rentenalter und nach schwerer Krankheit
in die Ruhe- und Schonzeit. Ihre Mitbewohnerin
Brienne, von gleicher Art, ist auch nicht so der körperbetonte Spielkumpel, genau
so wenig wie Angy , die sich deutlich für ihre Unversehrtheit einsetzt. Mal
sehen wer Malu´s Platz demnächst ausfüllt, ich glaube da liegt Hoffnung in der
Luft für Rudi.
Freitags muß ich noch „richtig“ arbeiten: zwei Gruppen
hintereinander - erst die Großen, dann die Kleinen. Und es wird Winter und ich
werde dieses Jahr die Halle nicht heizen!
Erfreulich in der Gruppe der großen ist, dass zumindest 3 im Freispiel zusammengefunden
haben. Besonders für Chico ist es toll,
der sonst keine Kumpels zum Toben hat und meist durch lautes Gehabe in
Begegnungen vorbaut, das alle Angst kriegen. Ich freu mich, dass er ein liebevolles Zuhause hat nach ungünstigem
Start ins Leben.
Auch Bobby ist ein sehr Spezieller und seine Menschen mussten schon viel
ertragen. Sie halten durch und es wird in kleinen Schritten besser und ich
danke ihnen für ihre Geduld. Ich freu mich, dass es bei ihnen mit dem zweibeinigen
winzigen Familienzuwachs und Bobby so gut klappt.
Und dann sind da noch Boots und Krümel.
Boots – Junghund, normale Entwicklung, gar nicht speziell so wie ich es hier immer
wieder hervorhebe und auf einem guten Weg.
Krümel – gottseidank bei Svenja und
Alisa untergekommen, wird, trotzdem er sich nur langsam ins Leben traut, ein
gutes Leben in seiner Familie haben. Soviel Freude für mich!
In der Zwergengruppe geht es immer lustig zu. Ein Hahn und 4
Hennen. Eigentlich eine etwas zu volle Gruppe, aber dadurch, dass immer mal
eine Zwergin läufig ist, kriegen wir es ganz gut hin, dass jedes Team genug
Aufmerksamkeit bekommt.
In dieser Gruppe wird viel gelacht – auch wenn ich mal
deutliche Worte sprechen muss (nur zu eurem Besten). Es ist erfahrungsgemäß so,
dass die Kleinen nicht wirklich ernst genommen werden. Zur Not kann man sie bei
Gefahr ja untern Arm nehmen oder in die Tasche packen. Leider vergessen Zweibeiner
von Kleinhunden oft, dass in jedem Zwerg ein Raubtierherz schlägt.
Kleinhunde kämpfen um ihren Ruf, wünschen
sich genau so ernstgenommen zu werden wie ein Dobermann oder ein
Rottweiler. Sie möchten genauso
angesehen werden und geführt werden. Oft bellen sie, damit man sie nicht übersieht.
Sie
möchten zwar auf dem Sofa kuscheln und liebeln, aber auf der Straße, wo jeder sie sehen kann, wollen sie mit erhobenem
Kopf stolz neben ihrem Menschen gehen und sich lediglich im Aussehen von ihren
großen Artgenossen unterscheiden, aber nicht im Ansehen. Niedlich war gestern !!! Sie
wollen Respekt und kein Heititei 😉
So, das war eine Lanze für die tollen Minis !
Und dann ist da ja auch noch das Filzen.
Dabei kann ich auch viel Freude sammeln. Das würde ich gerne noch ein paar mehr
Menschen nahebringen. Traut euch doch einfach, es ist nicht schwer und macht in
einer kleinen Runde wirklich immer sehr viel Spaß. Alle paar Wochen gibt es
einen Workshop und ihr könnt ohne Vorkenntnisse und ohne eigenes Material daran
teilnehmen.
Hier ein paar Fotos vom letzten Mal. Thema war Weihnachtsfilzen:
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wir hatten viel Spaß, Tee, Waffeln
dank Manuela und jeder ein witziges
und ganz individuelles Ergebnis.
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