Ausbildungszentrum für Tier & Halter

                                     Es gibt Hunde mit Beruf......

Wie die meisten unserer Hundeschulkunden wissen, gibt es neben unserer Hundeschule auch noch meine Frühförderstelle www.fruehfoerderstelle-willershausen.de . In dieser heilpädagogischen Praxis arbeiten mehrere Therapeutinnen mit Kindern im Alter vom Säugling bis zum Schulkind. In manchen Fällen muss auch Leni sich in dieser Praxis, durch Arbeit, ihr Futter verdienen. Das macht sie schon recht lange und sie macht es gut.  (Für alle, die Leni nicht kennen: Sie ist der weiße Schäferhund auf der Startseite).

Das, was auf dieser Seite Raum finden soll, gehört eigentlich, wenn man an Kindern interessiert ist, eher auf die Seite der Frühförderstelle. Aber die gibt es erst ganz kurz, deshalb steht heir einiges. Ist man an Hunden interessiert und besonders an Hunden mit Beruf, dann kann man hier ruhig ab und zu mal reingucken.

Tiere lassen sich gezielt unterstützend einsetzen, um körperliche, geistige und soziale Fähigkeiten zu verbessern. Sie helfen Ängste zu überwinden und Selbstbewusstsein aufzubauen und können impulsgebend sein für neue Entwicklungsschritte. Vor einpaar Jahren hatte diese Aufgabe mein Pferd Rendy, dass inzwischen leider, leider im Pferdehimmel ist. Aber auch Leni findet Kinder toll und erweist sich immer wieder als gute Helferin und auch Daschka, meine Kromfohrländerhündin wird ganz in Ruhe angelernt.

Wir nennen das tiergestützte Therapie oder tiergestützte Pädagogik. Und genau davon soll hier die Rede sein. Einige Erfahrungsberichte sowohl von Eltern und Therapeuten als auch von mir als Leni´s und Daschkas Mama und Trainerin und natürlich auch Fotos, die das Ganze beleben, sollen einen kleinen Einblick geben.

 

Franziska im Juli 

Franziska ist 5 Jahre alt und hat eine extrem ausgeprägte Angst vor Hunden. Als Franziska 3 Jahre alt war wurde ihr Opa von dem in der Familie lebenden Hund gebissen und musste ins Krankenhaus. Franziska hat das miterlebt, und obwohl man versucht hat das Geschehen so beiläufig wie möglich zu gestalten, hat sie doch den Ernst der Lage, ihrem Alter entsprechend, erfasst. Erst ca ein Jahr später fragt sie nach, ob der Opa damals gebissen wurde und lässt sich die Narbe zeigen.
Hier in der Praxis zeigte sie extreme Panik sobald Leni oder Daschka auf sie zu liefen. Wir begannen im geschützten Rahmen erste Kontaktanbahnungen. Franziska brachte von zu Hause Käse als Leckerchen mit und dann wurde Daschka für die weitere Arbeit mit Franziska ausgesucht. Daschka ist zwar wuseliger und unruhiger in ihrer Art als Leni aber Leni machte Franziska von Anfang an mehr Angst, durch ihre Grösse wahrscheinlich.
Leider musste die Arbeit gegen die Hundeangst nach einpaar Stunden schon wieder beendet werden bevor sie so richtig begonnen hat. Franziska hat nun einen Platz im Sprachheilkindergarten bekommen und damit endet die Frühförderung. Alle sind traurig, auch Franziskas Mama, denn der Start der Beziehung von Franziska und Daschka war ausgesprochen vielversprechend und soll hier mit einpaar Fotos belegt werden. Wir wünschen Franziska für die Zukunft ganz viele liebe Hundebekanntschaften.
  
Die Situation muss für Franziska noch ganz überschaubar und sicher sein: Franziska auf dem grossen Kasten und Daschka in Entfernung auf dem kleinen Kasten wartend. Für Daschka ist das mit ihren knapp 12 Monaten schon eine recht schwierige Aufgabe. aber sie macht es hervorragend.
Franziska bereitet, mit ihrer Therapeutin Stefanie zusammen, für Daschka ein Spiel vor und traut sich dann - ganz angespannt (Foto unten)  und skeptisch - es auf den Boden zu stellen.
 
Als Franziska wieder den sicheren Kasten erklettert hat darf  Daschka endlich aufstehen. Steffanie erklärt Daschka, was sie tun soll. Daschka soll nacheinander 6 kleine Döschen aus der Kiste ziehen. Jedes Döschen hat eine farbige Schnur. Wenn es bei Franziska nicht um Angstbewältigung ginge, könnte dieses Spiel auch dazu beitragen Farben zu erkennen und zu merken.
Franziska schafft es nach einer Weile den Kasten zu verlassen und öffnet mit verkrampften Händen und sehr angespannt für Daschka ein Döschen nach dem anderen mit Leckerchen. 
 
Angespannt und in Habachthaltung aber hochmotiviert will sie den Kontakt zum Hund. Noch wirft sie Daschka die Leckerchen in die Kiste.
 
Viel entspannter kann sie hier (Foto unten) schon die Nähe ertragen und wahrscheinlich wäre in absehbarer Zeit auch eine kleine Berührung möglich. Aber erstmal geht es nun in den Sprachheilkindergarten da gibts zwar keinen Hund, aber neue Freunde und viele neue Dinge zu entdecken.



Lennard im November

Nach der gelungenen Bastelaktion für Leni und der damit verbundenen Übungen zur Förderung der Handmotorik (siehe Vorbericht weiter unten) scheinen die Ängste immer weiter in den Hintergrund zu treten und mehr Nähe möglich. Bisher war der direkte Kontakt mit Leinenverbindung für Lennard noch kaum möglich. Obwohl Lennard schon im Sommer den Wunsch äusserte Leni einmal an der Leine zu führen, gelang dies bisher nur Ansatzweise, mit viel Überwindung, zitternden Knien und grosser Anspannung. Durch die vielen gemeinsamen, gelungenen Momente und die innere Auseinandersetzung mit dem Hund scheint nun doch so viel Vertrauen in Lenis Ungefährlichkeit und die eigenen Möglichkeiten der Einflussnahme gewachsen zu sein, dass das erneute Herangehen an den Wunsch, Leni an der Leine zu führen, nun bereits 2 mal gelungen ist.
  
Lennard führt Leni durch den Raum, auch durch schmale Lücken und man sieht es - er ist total stolz. Wie schwer es tatsächlich für Lennard ist, zeigt sich auch daran, dass er den Therapieraum noch braucht. Ganz nach draußen möchte er noch nicht.
Durch Daschka, unsere inzwischen 4 Monate alte Kromfohrländerhündin ist eine neue Situation entstanden. Ungestüm wie ein junger Hund nun einmal ist, bringt er das gerade gewachsene Pflänzchen Vertrauen bei Lennard doch ziemlich ins Wanken. Deutlich zeigt sich, dass es noch nicht auf andere Hunde übertragbar ist. Daschka wird aber jedesmal begrüsst und freudig im Büro zurückgelassen, während Leni ihrer Arbeit nachgehen darf. Dennoch zeichnet sich auch hier ein Erfolg ab.  Die Aufforderung “ Die beisst dich ganz sicher nicht, wenn du ihr deine Hand einmal zum Schnüffeln hin hältst ” hätte vor einem halben Jahr noch dazu geführt, die Hände erst recht in den Himmel zu strecken. Heute durfte Daschka schnüffeln, obwohl sie ihm vorher einen Nasenkuss verpasst hat.

Daschka lernt zur Zeit, dass Kinder zwar toll, aber nicht zum Knutschen sind - ein hartes Stück Arbeit bei einem Hund, der wie ein Flummi springen kann.
  
  Kurze Übungsminuten für Daschka im Büro.

Lennard im September 

Wie im Juli gehofft, hat Lennard sich nun tatsächlich auf die Arbeit mit Schere, Stift und andereren Materialien eingelassen. Er hat für Leni in mehreren Stunden einen Futterautomaten gebastelt. Das tolle ist, dass er auch wirklich funktioniert. Er besteht aus einer Pappröhre in die Schlitze geschnitten werden mußten, damit man da hinein Laschen stecken kann, die den Röhreninnenraum verschließen. Oben in die Röhre kommt ein Leckerchen. Wenn Leni alle Laschen rausgezogen hat fällt das Leckerchen unten heraus.
  
Hier noch bei der Arbeit. Fotos in Aktion mit dem fertigen Futterautomaten werden hier nachgereicht.


 Lennard im Juli

Lennard kam heute zu mir ins Büro und erzählte aufgeregt: “Also, Frau Malcher hat auf dem Tisch gesessen und es hat geklappt, Frau Malcher hat auf dem Sprungkasten gesessen und es hat geklappt, Frau Malcher hat draußen vor der Glastür gestanden, ganz versteckt, und es hat trotzdem geklappt. Leni hat ganz allein auf mich gehört und hat alles gemacht, was ich mir ausgedacht habe.” Stolz und glücklich, lachend und unbefangen, was hier mit ihm eher selten vorkommt, berichtet Lennard von seiner Viertelstunde mit Leni, die diesmal in den Praxisräumen statt fand. Er wirkt freier in seiner Kommunikation mit mir , obwohl er mich gar nicht so gut kennt, und er scheint eher in der Lage Gefühle auch einmal zum Ausdruck zu bringen.

Geplant ist demnächst Lennard mehr an feinmotorische Tätigkeiten heranzuführen. Eine Möglichkeit wäre es vielleicht, für Leni einen einfachen Futterautomaten zu basteln. Hierbei kann der Umgang mit Schere, Stift und Papier und auch mit Farbe geübt werden. Für Leni etwas zu basteln kostet wahrscheinlich nicht so viel Überwindung, als nur einfach ein Blatt und Stifte in die Hand zu nehmen. Wir werden darüber berichten.

Lennard im Juni

Lennard hatte nicht nur panische Angst vor Hunden, sondern auch grosse Schwierigkeiten Freunde zu finden. Er kann mit Gefühlen noch nicht so gut umgehen und muss noch lernen, dass auch mal jemand anders den Spielverlauf bestimmen darf. Überhaupt ist es für ihn wichtig zu erfahren, dass sein Gegenüber mitdenkt und fühlt und dass es notwendig ist, sich so zu verhalten und auszudrücken, dass andere auch damit umgehen können.

Lennard darf Leni seit einpaar Wochen einladen mit ihm zu spielen. Er musste sich bemühen ihr so zu begegnen, dass sie gerne etwas mit ihm macht. Natürlich helfen dabei Birgit, seine Therapeutin, der Clicker und die Leckerchen. Anfangs habe ich Leni in die Therapiestunde begleitet, damit sie Lennard kennenlernt und besonders damit Lennard aus sicherer Entfernung beobachten konnte, was Leni alles anzubieten hat. Es dauerte einige Therapiestunden bis Lennard soviel Zutrauen in Lenis Ungefährlichkeit hatte, dass er selbst in Aktion treten konnte. Heute ist er in der Lage auszuhalten, dass Leni sich frei neben ihm bewegt und sogar schnell rennt.  Er bezieht sie mit ein und lernt gerade wie man sie auch mit Gestik und Mimik motivieren kann mitzuspielen.


Versteckspiele:


Lennard versteckt mit Birgit den Ball in der Halle, Leni muss draussen warten. Dann  erlaubt Lennard Leni aufzustehen und zu suchen und sie findet den Ball hinter der Kiste.


Das war wohl zu leicht.
Lennard will es etwas schwerer machen: Jetzt wird der Ball im Garten versteckt und

natürlich auch gefunden.


Birgit, Lennard´s Therapeutin berichtet: Durch die Arbeit mit Leni kann Lennard ein soziales Miteinander üben. Das Erspüren und Erleben seiner eigenen sozialen Stellung wird angebahnt. Leni spiegelt Lennard die eigene Wirkung in sehr direkter und unverfälschter Weise wieder, ohne dass er, wie bei Erfahrungen mit anderen Kindern oder Erwachsenen, befürchten muss, Verletzungen oder Gesichtsverlust zu erleiden. Leni wird zum Freund, dem er Vertrauen entgegenbringen darf. Seine zuerst stark empfundene Angst (und auch seine Verunsicherung im allgemeinen sozialen Erleben) konnte bereits sichtlich abgebaut werden und Vertrauen und Selbstvertrauen in Ansätzen entwickelt werden. Einerseits erlebt Lennard die Stärke des Hundes, die ihm Sicherheit vermittelt, andererseits erweckt sie beim ihm das Gefühl von Verantwortung.
Lennard erarbeitet mit Leni kleine Kunststücke. Er lernt dabei Leni seine Wünsche zu vermitteln, indem er sich direkt und deutlich an sie wendet, Anweisungen angemessen ausspricht. Lennard versetzt sich in die Hündin hinein, indem er seine Gestik und stimmlichen Äusserungen genau auf sie abstimmt. Am Ende einer Übungssequenz erhält Leni von ihm eine Belohnung in Form von Leckerlis und eine Würdigung für ihre Mitarbeit durch ein Streicheln und ein nettes Wort. Leni vermittelt Lennard durch ihre freundliche Begrüssung und ihre Freude an der Arbeit mit ihm, die eigene Wichtigkeit in diesem sozialen Gefüge.

Mit Geräten auf der Wiese

 Mit den Leckerchen kann Lennard Leni über 3 Hürden zum Tisch schicken.
aber er muss einpaar Mal ausprobieren welchen Tonfall und welche Zeichen Leni braucht
um auch wirklich los zu springen.

Körpersprache und Stimme sind ganz wichtig. Es klappt und dann gibt´s eine Belohnung und Lennard sorgt dafür, dass die heruntergefallene Stange wieder auf die Hürde kommt. Er beginnt Verantwortung zu übernehmen.

Dann wird gemeinsam aufgeräumt, weil das dazu gehört. Und, was Birgit ganz wichtig ist, beide bedanken sich jedesmal zum Schluss bei Leni für ihre Arbeit.

Lennard´s Mutter berichtet: Schon mein Sohn Jannick, Lennard´s Bruder hatte panische Angst vor Hunden. Er hat im Alter von 2 Jahren schlechte Erfahrungen mit Hunden gemacht. Seitdem war es ihm nicht mehr möglich sich einem Hund zu nähern. Vor 2 Jahren wurde Leni mit in die Frühförderung von Jannick genommen, daher kannte ich die Hündin schon, und durch sie hat er wieder Vertrauen gefasst. Er ist jetzt in der Lage einem Hund mit Respekt aber ohne Angst zu begegnen.
Leider hat auch mein jüngster Sohn Lennard diese Panik vor Hunden entwickelt. Er ist jetzt 5 Jahre alt und arbeitet nun auch seit einpaar Wochen mit Leni. Ich bin sehr zuversichtlich, dass auch er seine Angst überwindet. Ich bin beeindruckt wie vorsichtig und klug dieser Hund mit meinem Kind umgeht. Die Wirkung spricht für sich.

 

 
© 2024 Die Hundeschule im ATH
Impressum - Datenschutz