20.3.2007, Therapiehund-Seminar

19.3.2007, Therapiehund-Seminarbulldog_2

Wie einige wissen, waren wir Sonntag auf einem Seminar mit dem  Thema "Therapiehund".
Wir sind uns nicht  sicher ob sich das Seminar für uns gelohnt hat. Wir wollten mal einwenig über unseren eigenen Tellerrand gucken, Impulse kriegen und sicherlich auch schauen, wie die Trainer dort arbeiten. Hin und wieder haben wir ja schon mit anderen Hundeschulen kontaktet und daraus ist dann so etwas wie Kollegialität entstanden, ein reger Austausch und gegenseitige Besuche und Einladungen, sowie gemeinsame Projekte, wie z.B. das Dummytraining bei uns, an dem Trainer anderer Hundeschulen teilnehmen. So etwas macht einfach Spass und ist bereichernd.

Gestern waren unsere Gefühle sehr ambivalent. Der gesamte theoretische Teil war wirklich gut strukturiert und zumindest für alle, die noch nicht so viel über die Arbeit mit Hunden in Einrichtungen aus eigener Erfahrung wissen, sehr informativ. Was erwartet man von einem Therapiehund - was ist überhaupt ein Therapiehund und wo ist er einsetzbar, waren die zentralen Themen und wurden von der weiblichen Hälfte des Trainerteams vorgetragen. Die praktische Arbeit mit dem Hund, demonstriert vom männlichen Part,  hat uns ziemlich frustriert. Was wir mit nach Hause genommen haben und was uns nicht mehr aus dem Kopf ging war die cigarbullEinstellung des Trainers: Es zählt nur das Resultat nicht wie man dahin gekommen ist.
Darüber zu diskutieren, wie man einen Hund und im speziellen einen Therapiehund ausbildet, war eher nicht erwünscht. Obwohl meiner Meinung nach, gerade auch der Trainingsweg sehr entscheidend ist für die Beziehung zwischen Hundeführer und Hund, besonders aber auch, wenn Therapeut gleichzeitig Hundeführer ist.
Als Petra langsam die Tränen hoch stiegen, als von einem 9 Monate alten Rüden erwartet wurde, dass er, durch ständige Rucks  nach oben, am Kettenhalsband und "Ohrfeigen", begreift, dass er sich hinlegen soll, wußten wir, dass wir hier fehl am Platz waren.  Diese nicht endenwollende schreckliche Prozedur wurde vom Seminarleiter nicht unterbrochen. Ich dachte erst, er findet das richtig. Aber er wußte es wohl besser und hat trotzdem nicht eingegriffen, obwohl die Besitzerin deutlich sagte, wie hilflos sie sich fühlte. Ich glaube sie sollte wohl selbst darauf kommen, dass es so nicht geht. Oder ? Was war da das Konzept???  War da eins ????

dog_sleep7Die Situation war für alle Hunde, die sich nicht kannten, in dem kleinen Raum nicht einfach. Natürlich hat sich dann auch der Junghund irgendwann hingelegt. Sein einziger Erfolg war, dass er keine Rucks mehr bekam. Kommentar kann ich mir dazu wohl sparen. Wir mußten ihn ja auch da in der Situation schnell runterschlucken, denn "der Weg zum Ziel" war nicht das Thema und ist es in dieser Hundeschule wohl auch sonst nicht.
Nach dieser ersten "Übung" , nämlich alle Hunde aus dem Auto hereinzuholen und so schnell wie möglich ins ruhige Ablegen zu bringen,

folgte nach kurzer Pause die zweite Übung. Nämlich, immer im steten Wechsel, den Hund zur Aktion aufzufordern und zur Ruhe zu bringen. Also esgehteinlichtaufEinschalten, Ausschalten, Einschalten, Ausschalten usw. Okay, dass sollte klappen. Und es klappt in der Regel noch besser, wenn man es nicht mechanisch übt, sondern ruhig auch mit Spass und Freude macht. Also mit Herz und Verstand und das kann man doch auch in der Hundeschule - wenns denn erwünscht ist....


Danach wurden wir mit einem ausgesprochen köstlichen selbstgekochten essen-smiley.gifMittagessen versorgt. Das war eine wirklich ungewöhnliche Überraschung und wir waren voll des Lobes.

Leider folgte dann eine 3. Übung nach altem Muster, die ich den beiden Demonstrationshunden gern erspart hätte. Sie mußten nämlich lernen, dass Menschen sich absolut schizophren verhalten können. Das war allerdings nicht das eigentliche Ziel der Übung. Ziel war, dass Hund keine Leckerchen von Fremden annimmt, ohne seinen Menschen zu fragen ob es in Ordnung ist. 
smilie_rennt_gegen_die_wandIm Prinzip eine sinnvolle Übung. Leider wurde auch hier mit Strafe und wirklich scheinheilig, link und hinterhältig gearbeitet. Link deshalb, weil nicht dem Hundehalter überlassen wurde seinem Hund Grenzen zu setzen, sondern dem "Fremden". Der "Fremde" in diesem Fall der Seminarleiter, schmeichelte sich mit freundlichem Tonfall zuerst mit Leckerchen beim Hund ein, fütterte ihn und der Hund fing an ihm zu vertrauen. Dann wurde dem Hund wieder ein Leckerchen angeboten und fast ins Maul geschoben und in dem gleichen freudlichen Ton "nein" geseuselt und der Hund bekam gleichzeitig einen (je nach Hund "dosierten") Leinenruck. Absolut hinterhältig und missverständlich für den Hund, weil Anbieter und Verbieter in ein und derselben Person auftreten. Freund und Feind - und was lernt der Hund dabei wirklich ???  (Ich erinnere mich an die ersten Tage mit meiner Hündin Shiva, die ich aus dem Tierheim hatte. Als ich ihr eine Scheibe Wurst reichte, ist sie fast zusammengebrochen. Nicht vor Freude, sondern vor Angst und Unsicherheit. Ich konnte es nicht fassen. Eine Verknüpfung, wie aus dem Lehrbuch, nur keine auf die der oder die Vorbesitzer stolz sein konnten.)

Schlimm ist, dass die Besitzer oft so von der Professionalität des Hunde-hundundmannmitaugenTrainers überzeugt sind und von seiner Unfehlbarkeit, dass sie ihren gesunden Menschenverstand an der Tür zur Hundeschule abgeben, obwohl sie intelligente Menschen sind und ihren Hund lieben.

 

Ich hatte Daschka mit und muß sagen, sie hat sich total vorbildlich verhalten, nachdem ich sie aus dem Auto geholt habe. Eigentlich sollten die Hunde alle draußen im Auto warten. Sie hat bald lauthals verkündet, dass sie das scheiße findet und ich mußte ihr Recht geben. Es war kalt, regnerisch, stürmisch, fremd und langweilig.  Drin legte sie sich ruhig auf ihre Decke, sagte keinen Mucks, auch als die fremden Hunde später dazu kamen und dicht an ihr vorbei gingen, sie teilweise beschnüffelten, stand sie noch nicht mal auf, sondern guckte mich nur an. Kommunikation ist eben doch alles!
Ich konnte ihr sagen, dass das so in Ordnung ist. Die erste Übung hat sie also auf Anhieb gemeistert und die mit dem "Nein" haben wir aus gutem Grund einfach nicht gemacht.
Es wäre schön gewesen zu zeigen, dass es auch anders geht, aber wie gesagt, dass war da nicht erwünscht. Daschka apportiert Würstchen und würde ein "Nein" immer akzeptieren, obwohl sie noch nie nie nie im Leben an der Leine geruckt wurde oder Ohrfeigen gekriegt hat. Es hat Petra und mir in den img_1284.jpg_daschka_uhrFingern gejuckt, den armen 9 Monate alten Rüden ins Platz zu clickern oder unsere NeinSpielchen  vorzuführen.
Vielleicht wäre man ja später noch ins Gespräch gekommen - nach dem Seminar. Leider mußten wir früher gehen, weil unsere Hof-, Hunde- und Danielsitter abgelöst werden mußten. Aber ich glaube nicht, dass wir uns hätten austauschen können. Angepasste Beiträge waren erwünscht, unangepasste eben nicht..... Und was passt, bestimmt hier der Herr im Haus!

Ich denke, es war nicht verkehrt dabei gewesen zu sein. Der theoretische Teil war okay und das Anschauen von anderen Arbeitsweisen ist immer gut. Wir sind uns sicher, dass zumindest die Hunde, wenn sie wählen dürften, einen angstfreien Lernweg einschlagen würden ! Und wir würden auch niemanden opfern, weder Hund noch Mensch, um anderen Teilnehmern Fehler zu demonstrieren.

Gisela

 

 
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