Lernen fürs Leben

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Wie lernen Hunde? Eigentlich ist das ähnlich wie bei uns Zweibeinern. Wir lernen am Erfolg.  Bringt uns ein Verhalten einen Vorteil, wenden wir es wieder an.
Etwas bildlicher erklärt: Wir rennen nur einmal gegen eine verschlossene Tür und haben promt gelernt, dass man auf diese Art nicht ins andere Zimmer kommt. Drücken wir beim experimentieren zufällig die Klinke runter und die Tür geht auf, werden wir es beim nächsten mal gleich mit der Klinke versuchen.

 

Hunde lernen vor allem durch Verknüpfung, aber auch durch Versuch und Irrtum, weniger durch Nachahmung.

Lernen durch Verknüpfung  findet bei unseren Hunden immer statt, wir brauchen gar nichts dazu zu tun und können es nicht verhindern.

 Sicherlich ist es auch  bei Dir zu Hause so, dass, wenn Du die Leine vom Haken nimmst, dass Dein Hund sofort an der Tür in den Startlöchern steht. Er weiß, jetzt gehts Gassi. Vielleicht weiß er es auch schon, wenn Du ein bestimmtes Paar Schuhe anziehst. Nimmst du aber eine bestimmte Tasche , verzieht sich der Hund auf seine Decke, weil er gelernt hat, dass er zu Hause bleiben muss. Er weiß zwar nicht, dass du arbeiten gehst, aber dass er nie mit darf, wenn Du diese Tasche nimmst, das hat er gelernt. Er lernt indem er verschiedene Ereignisse miteinander verknüpft. Nimmst du die Leine:  geht  ihr beide durch die geöffnete Tür zum Spaziergang. Nimmst du die Tasche: gehst Du  allein durch die geöffnete Tür und schließt sie hinter Dir. Das bedeutet , dass ein zunächst neutraler Reiz (Leine vom Haken nehmen)  für den Hund eine bestimmte Bedeutung erhält.  

Dieses Lernen durch Verknüpfung findet immer statt, in jedem Augenblick, während eines ganzen Hundelebens -  auch wenn wir nicht trainieren. Zeigt Dein Hund ein bestimmtes Verhalten immer wieder (z.B. Betteln am Tisch, Bellen am Zaun, in die Küche kommen, wenn Du kochst, zur Tür rennen, wenn es klingelt usw.) dann frag Dich einfach mal, was er da wohl verknüpft haben könnte.

 Lernen durch Verknüpfung können wir uns im Training zunutze machen indem wir für die richtigen Verknüpfungen im Gehirn unseres Hundes sorgen. 

Zum Beispiel:

 Frauchen ruft freudig „Kalle“  -   Kalle kommt angelaufen  =  Belohnung

                             Hund sieht Katze  -   setzt sich   =   Belohnung

                        An der Bordsteinkante  -  Sitzen  = Belohnung

                        Leine   -    ist locker    -       = Belohnung

                        Fremder Hund kommt entg. - Ruhe  = Belohnung  
                                            
  Usw., usw.
 

Beim Lernen durch Versuch und Irrtum passiert folgendes:

Wiederholt wird, was Erfolg bringt – was erfolglos ist, wird vermieden. Was Erfolg ist bestimmt allein der Hund. Wenn man an Leckerchen denkt, könnte man auch sagen der Hund bestimmt die Währung: Würstchen ja – Trockenfutter nein! Oder auch: Hühnchen ja – Würstchen nein! Oder auch: Ball ja – Leckerchen nein! Oder manchmal auch: Hundekumpels ja – Schnitzel nein!So ist das nun mal in der freien Wirtschaft. Du wirst ja auch nicht unbedingt für Butterstullen arbeiten, wenn Du Euros kriegen kannst. Ein einziger Satz erklärt wie Hunde lernen und mehr brauchst du eigentlich nicht zu wissen: 

Verhalten wird durch seine Konsequenzen bestimmt. 

Warum ist dieser Satz so wichtig?

Wenn wir wissen , dass die Konsequenzen, also das, was direkt nach einem Verhalten passiert, dieses Verhalten beeinflusst, dann können wir dadurch, dass wir auf die Konsequenzen Einfluss nehmen, auch das Verhalten steuern. Das sagt aber auch, dass wir ein Verhalten nicht steuern können, wenn wir keinen Einfluss auf die Konsequenzen haben.

Wahrscheinlich denkst du jetzt schon einen Schritt weiter und stellst fest, dass es positive und negative Konsequenzen sein können. Du denkst an Belohnung (Verstärkung) und Strafe. Und damit liegst Du völlig richtig.

 

Es gibt Konsequenzen, die dazu führen, dass ein Verhalten häufiger und intensiver gezeigt wird und es gibt Konsequenzen, die dazu führen, dass ein Verhalten gemindert wird oder nicht mehr gezeigt wird. Und der Hundeführer nach altem Muster denkt sofort an Strafe um ein unerwünschtes Verhalten im Keim zu ersticken. So einfach ist das aber nicht. Denn

 

Hunde lernen kontextbezogen.

 
Noch ein Kernsatz, der wichtig ist und über dem Bett hängen sollte.  Das heißt, alles was der Hund in dem Moment, in dem er eine Konsequenz auf sein Verhalten erfährt, riecht, sieht, hört oder fühlt, wird vom Hund in die Situation mit einbezogen und kann künftig sein Verhalten mit beeinflussen.

 

Stell Dir vor, Dein Hund hat noch nicht gelernt richtig an der Leine zu gehen und seine Impulskontrolle lässt noch zu wünschen übrig. Du gehst in den Park um Leinentraining zu machen und hast Dich entschieden es mal mit dem Leinenruck zu versuchen. Immer wieder ruckst du Deinen Hund zurück, wenn er zieht und das geschieht noch häufig. Gerade in dem Moment, in dem ein Kind (oder Hund, Fahrrad, Jogger, Oma mit Stock) an Euch vorbeihüpft, erhält Dein Hund einen unangenehmen, schmerzhaften Leinenruck. Du denkst: „Weil er an der Leine zieht“. Dein Hund denkt: „Weil das Kind (Hund, Fahrrad, Jogger, Oma) so nah ist, tut es weh“. Im günstigsten Fall, versucht Dein Hund in Zukunft Kindern (usw.) aus dem Weg zu gehen. Im ungünstigen Fall beginnt an dieser Stelle eine Leinenaggression.
Praktisch gibt es kaum eine Möglichkeit, wie man beeinflussen kann, was ein Hund verknüpft, außer unter sterilen Laborbedingungen. Die gibt es aber im Leben nicht. Strafe ist immer mit Stress für den Hund verbunden und der Adrenalinspiegel steigt. Wie sich das anfühlt haben wir alle schon erlebt. Eine solche Anspannung begünstigt das Entstehen von Aggression, Ängsten und Hilflosigkeit. Das willst Du sicher nicht, sonst wärst du nicht auf unserer Seite gelandet.  

Für erfolgreiches Lernen: Lerne erwünschtes Verhalten häufig zu verstärken. Warte nicht darauf, bis Dein Hund  Fehler macht um ihn zu korrigieren, sondern hilf Deinem Hund zu verstehen, was du von ihm willst und etwas richtig zu machen, damit du ihn belohnen kannst. Für bellfreudige Hunde könnte das bedeuten: warte nicht darauf das er anfängt zu bellen, also einen Fehler macht, sondern belohne ihn solange er noch still ist. Denk daran: die Konsequenz bestimmt das Verhalten. Bekommt der Hund Zuwendung wenn er bellt, wird er auch in Zukunft bellen. Selbst wenn Du ihn anschreist ist das aus Hundesicht besser als ignoriert zu werden. Übe gutes Timing, wenn du erwünschtes Verhalten siehst. Zwischen dem Verhalten und der Verstärkung sollte nicht mehr als höchstens ½ Sekunde liegen.  Übungszeiten sollten kurz und abwechslungsreich sein. Auch die Belohnung sollte in Art und Größe und Zeitfolge variieren. Hilfreich als Brücke in der Kommunikation und für Dich für ein gutes Timing ist die Verwendung eines Clickers. 

Aus unserer Sicht ist die positive Verstärkung die effektivste Lernmethode, weil sie den Hund zur aktiven Mitarbeit motiviert und das Vertrauen zu seinem Menschen fördert. Mit Angst im Nacken kann Hund nicht lernen, aber um so besser mit einem Menschen an seiner Seite, der ihm geduldig und eindeutig den richtigen Weg zeigt.

Hier ein kleiner Selbstversuch zum Lernen durch Versuch und Irrtum (Lernen am Erfolg): 

Nimm in eine Hand ein Stück Wurst. Die andere bleibt leer. Zeige Deinem Hund die Wurst auf der geöffneten Hand (Foto 1) und schließe sie dann.  Halte nun Deine Hände nebeneinander geschlossen vor Deinen Hund (Foto 2). Er wird versuchen an das Wurststückchen zu kommen, indem er die Faust anstubst (Foto 3), vielleicht mit der Pfote dran kratzt. Darauf reagierst Du nicht, Du sagst und machst gar nichts, außer abwarten. Wenn er aber an der anderen Hand, der leeren, Interesse zeigt, riecht oder stubst, dann geht sofort, wie auf Knopfdruck die Wursthand auf (Foto 3) . Dieses Spiel wiederholst du einpaar mal. Mit jedem Mal wird er besser verstehen und zum Schluss gleich die leere Hand anstubsen um an das Würstchen zu bekommen.
Petra demonstriert hier mit Paula wie es geht.
 

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