Ein Zwingerhund muss zusehen, wie das Leben an ihm vorbeigeht
Vielfach herrscht die Meinung, daß man für gewisse Hunderassen
unbedingt einen Zwinger braucht. Besonders Schäferhunde, Rottweiler, Dobermänner und andere größere Rassen, Jagdhunde, sind davon betroffen. Manche sagen grundsätzlich ein Hund gehört nicht ins Haus. Jeder Hundehalter, der seinen Hund im Zwinger leben läßt hat seine Gründe, die er unbedingt verteidigt. Meist sind es nicht einfach nur die Hundehaare, der Geruch, der Pfotendreck.
Es ist in der Regel eine Frage der Wertschätzung und was der Hund grundsätzlich für den Halter sein soll. Ein Wachhund, ein Zubehör zum Hof oder ähnliches. Jedenfalls kein Freund. Einen Freund sperrt man nicht weg. Einen Partner auch nicht. Auch nicht ein Familienmitglied. Man grenzt immer das aus, was nicht dazu gehört. Im Falle eines Hundes erwartet man aber trotzdem seine absolute Loyalität, Gehorsam, Bindung, Dankbarkeit, Liebe. Wir sind die Krone der Schöpfung und wir dürfen das......
Wer mit seinem Hund in einer Gemeinschaft zusammenlebt, ihn in seinen Familienkreis aufnimmt und am Leben teilhaben läßt, erkennt schnell: Hunde sind hochsensible Mitgeschöpfe, sie empfinden wie wir Einsamkeit und Langeweile, Angst, Trauer und Freude, Lust und Übermut und lieben die Gesellschaft ihrer Menschen (ihres Rudels) über alles.
Leider herrscht weithin, vor allem im ländlichen Raum, die Vorstellung, daß der Zwinger der Hauptlebensraum des Hundes zu sein hat. Von hier aus soll man ihn täglich spazieren führen, und von hier aus holt man ihn ab, wenn er auf dem Übungsplatz sein Training zu absolvieren hat, wenn überhaupt so etwas gemacht wird.
Dazu kommt: Zwinger baut man selten neben dem Zugang zum Haus ( wo der Hund ab und zu Abwechslung und Kontakte hätte, durch seine Besitzer oder Besucher), sondern möglichst versteckt irgendwo im Hintergrund. Darin wartet der Hund darauf, meist stundenlang einsam und ohne Beschäftigung, daß er spazieren geführt wird, bei schlechtem Wetter meistens vergeblich.
Manche Hundehalter sind beruflich so eingespannt und überlastet, daß sie auch an manchen schönen Tagen keine Lust mehr haben, mit dem Hund noch auszugehen. Freizeit bedeutet für sie nicht unbedingt Zeit mit dem Hund zu verbringen. Es müssen ja auch noch Freundschaften gepflegt werden und ab und zu will man auch mal zu Veranstaltungen gehen. Zwingerhunde verfügen in der Regel nicht über genügend soziale Kompetenz, dass man sie überall hin mitnehmen könnte.
Das heißt, das was der Hund eigentlich an sozialen Fähigkeiten einmal mitgebracht hat, verkümmert in Zwingerhaltung langsam aber sicher. Seine Möglichkeiten mit Artgenossen und auch Menschen zu kommunizieren verlernt er nach und nach. Wie Kinder, die aus ihrer Familie ausgegrenzt werden, kaum Ansprache erhalten, verkümmern Hunde und entwickeln Verhaltensauffälligkeiten.
Leider gibt es auch noch die Hunde, die nur für den Zwinger angeschafft wurden und überhaupt nie mehr aus ihm herauskommen. Es gibt sie in fast jedem Dorf, auch in den Städten, besonders in Kleingartenkolonien, wo sie oft tagelang allein gelassen und wenn sie Glück haben einmal am Tag gefüttert werden.
Das Leid dieser Hunde ist unbeschreiblich, von ihrer eigentlichen Hundepersönlichkeit bleibt nach Monaten und Jahren kaum noch etwas übrig. Sie versuchen sich in ihrer Verzweiflung durch Wände zu kratzen und durch Fussboden ritzen zu nagen, bis sie sich endlich aufgeben.
Man sagt, daß Zwingerhunde bissig werden. Erstaunlich ist, daß es tatsächlich Hunde gibt, die nicht bissig werden, obgleich sie den Hauptteil ihres Lebens im Zwinger verbringen. Viele dieser Hunde vertreiben sich die Zeit auf ihre Weise. Entweder sie kläffen rund um die Uhr oder aber sie entdecken vor lauter Langeweile das Spiel „Dem-eigenen-Schwanz-nachlaufen“. Das spielen manche dann unentwegt bis sie total verblödet sind.
Natürlich gibt es bei Zwingerhunden dieser Art auch noch ganz andere Erscheinungen, wie durchgelaufene Zehenballen, psychisch bedingten Durchfall, ständiges Beißen in die Gitter, langanhaltendes Hochstehen am Gitter (sehr förderlich für die Ausbildung hochgradiger Hüftdysplasie), allmähliches Abstumpfen des Gefühlslebens bis zur Apathie.
Ständige Zwingerhaltung macht einen Hund zum seelischen Krüppel.
Längst sind alle fortschrittlichen Tiergärten der Welt dazu übergegangen, die alten, aus beengten Käfigen bestehenden Unterbringungsformen aufzugeben und den Zootieren Freiräume zu schaffen, in denen sie ihr Artverhalten annähernd ausleben können. An der Hundehaltung sind diese Erkenntnisse, die wir den Fortschritten in der Verhaltensforschung verdanken, spurlos vorbeigegangen und gewisse Hundespezialisten und Züchter haben nichts, aber auch gar nichts in dieser Richtung dazugelernt.
Züchter und Hundetrainer sollten helfen können den Hund und seine Verhaltensweisen zu verstehen (hinsichtlich Abstammung, Rasse, Eigenarten), damit ihm ein, in seiner Art und seinen Bedürfnissen (nach Zuwendung, Erziehung, Führung, Kontakt zu Artgenossen, Aufgaben, Abwechslung, Freude, Haltung) entsprechendes, Hundeleben ermöglicht werden kann.
Dennoch kann ein Zwinger, wenn er eine hundegerechte Größe hat, sehr zweckmäßig sein (mindestens 6 qm für 20kg Hund plus Hütte, besagt eine diesbezügliche Verordnung): Wenn die Zwingertür offen steht und der Hund im eingezäunten Garten, immer wenn jemand zu Hause ist, frei laufen kann, wenn der Hund erst vor dem Schlafengehen in den Zwinger gesperrt wird, oder auch falls er einmal für einpaar Stunden allein bleiben muß, gibt es nichts gegen einen Zwinger zu sagen. Denn dann ermöglicht man seinem Hund genügend Zeit, die er selbstbestimmt, mit Schnüffeln, Aufpassen, Spielen oder Ruhen verbringen kann.
Unter artgerechter Zwingerhaltung ist zu verstehen, daß der Zwinger der persönliche Freiraum für den Hund ist, in den er sich zurückziehen kann, wenn er unserer Gesellschaft müde geworden ist, in dem er auch gerne verweilt, wenn niemand zu Hause ist.
Ein kranker Hund gehört niemals in einen Zwinger. Auch auf Ängste (Gewitter, Silvester uä) sollte unbedingt Rücksicht genommen werden. Welpen und Junghunde sollten einfühlsam, spielerisch und allmählich an den Zwinger gewöhnt werden. Welpen sollten nicht allein im Zwinger übernachten müssen, das wäre für den kleinen Hund eine ungesunde Stresssituation, weil es einfach nicht seiner Art als Rudeltier entspricht. Bei sehr kalten Temperaturen im Winter gehört auch ein gesunder erwachsener Hund ins Haus.
Das richtige Maß der Freiheitsberaubung findet man heraus, wenn man selbst einmal ernsthaft versucht sich in den Hund hineinzuversetzen und bedenkt, daß er nicht mit unserem Verstand ausgestattet ist und deshalb auch nicht versteht warum er im Käfig leben muß, daß er aber, genau wie wir Einsamkeit und Trauer empfindet.
Der Hund als Mitgeschöpf
Das Stichwort Mitgeschöpf weist uns darauf hin, daß wir etwas mit ihm gemeinsames haben. Wir finden es auch in unserem noch immer völlig unzureichenden Tierschutzgesetz wieder, indem in § 1 gefordert wird, „aus der Verantwortung des Menschen für das Tier als Mitgeschöpf, dessen Leben und Wohlbefinden zu schützen. Niemand darf einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schaden zufügen“. Das klingt ganz gut, läßt jedoch alles offen.
Denn vernünftige Gründe lassen sich für jede Scheußlichkeit die uns Menschen nützt finden, für Tierversuche, Massentierhaltung, Tierschlachttransporte kreuz und quer durch Europa, industrielle Schlachthöfe, Qualzuchten und nicht zuletzt Zwingerhaltung.
Vermeintlich vernünftige Gründe für Zwingerhaltung und damit in vielen Fällen für ein trauriges und würdeloses Hundeleben sind z.B.: Kein Dreck im Haus, keine Geruchsbelästigung, Sicherheit, Abschreckung, Bequemlichkeit, Verfügbarkeit, Gleichgültigkeit......
Wozu ein Lebewesen anschaffen, wenn wir es nicht um uns haben wollen? Das Einsperren und nach Bedarf
herausholen gleicht dem Benutzen von Gegenständen. Haben wir wirklich das Recht dazu? Zwingerhaltung hat mit Wertschätzung eines Lebewesens und Verantwortungsbewusstsein nichts zu tun.
Der Hund
würde für seinen Menschen auf alles verzichten, nur um bei ihm sein zu können.
Laß deinen Hund nicht in Gefangenschaft leben! Denk noch mal über Deine Gründe nach....
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