Erziehung
Erziehung kann so einfach sein wenn man einiges bedenkt
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Zunächst einmal sollte man unbedingt wissen wie Hunde lernen! Hunde lernen am Erfolg, das solltest du im Hunde-ABC unter „Lernen fürs Leben“ noch einmal genauer nachlesen.

Dein Hund soll lernen sich unserer Menschenwelt anzupassen. Das heißt er muss lernen seine arttypischen, also hundlichen Bedürfnisse sehr oft zurückzustellen. Er darf niemanden auf hündisch begrüßen, er darf nichts Essbares auf dem Tisch finden, er darf nicht jagen, er darf nicht laut bellen usw. usw. Er hat es wirklich nicht leicht! Du solltest ihm helfen zu verstehen. Warte nicht darauf, bis Dein Hund  Fehler macht um ihn zu korrigieren, sondern hilf Deinem Hund zu verstehen, was du von ihm willst und etwas richtig zu machen. Markiere das richtige Verhalten zum Beispiel mit dem Clicker, mache ihm deutlich worüber du dich freust und wofür er seine Belohnung bekommt. Clickertraining kann vieles leichter machen. Denn der Clicker ist eine Brücke in der Verständigung zwischen Hund und Mensch. (Zum Clickertraining kannst du nachlesen unter „Über uns“ – „so arbeiten wir“)

Aber wir wären Technokraten, wenn wir uns auf so einen kleinen Knackfrosch verlassen würden. Er hilft, das ist sicher! Aber der Clicker ersetzt nicht das Wir-Gefühl, das Miteinander, das Gespräch. Ja, das Gespräch!

 Kommunikation ist der wichtigste Stützpfeiler im Hund-Mensch-Rudel. Eine gute Kommunikation ist davon abhängig, ob es den beiden Partnern (also Mensch und Hund) gelingt sich einander anzugleichen, eine gemeinsame Sprache zu entwickeln, damit Verstehen überhaupt möglich wird.

 

Da wir in Sachen Menschenwelt schlauer sind als unser Hund und der Klügere bekanntlich nachgibt,  erscheint es doch sinnvoll eine Kommunikationsform zu wählen, die unser Hund überwiegend selbst benutzt. Du hast es bestimmt schon gesehen, dein Hund spricht mit dem ganzen Körper. Die Körpersprache, von Augenbewegungen über Mimik und Gestik, ist quasi seine Muttersprache, das ist es was er versteht. Hunde sind auch Meister im Erfassen und Wahrnehmen von Situationen , Gefühlen, Stimmungen und Zusammenhängen. Sie nehmen schnell wahr, wenn jemand Angst vor ihnen hat oder sie merken schon Stunden vorher, wenn ein Gewitter naht. Es ist Hunden möglich zu erkennen, wenn sich ein Anfall ihres epilepsiekranken Herrchens ankündigt und vieles mehr deutet auf ein ganz ausgeprägtes Wahrnehmungsvermögen und Gefühlsleben hin. Als ich einmal in einer tiefen psychischen Krise war, litt meine Hündin Leni, genau wie ich. Sie lag stets neben mir, fraß nicht und musste tatsächlich, genau wie ich, behandelt werden.   Intuitiv nehmen sie unsere Signale wahr und können sie, dank bestimmter Nervenzellen, die Spiegelneurone genannt werden, deuten. Oft hatte ich auch schon das Gefühl, dass sie wissen was ich tun werde, bevor ich es selbst richtig wußte. Vielleicht können  sie ja sogar unsere Gedanken lesen ?

 

Es stimmt zwar, dass Hunde schnell lernen auf Wortsignale zu reagieren. Wollen wir aber mehr als eine zackige Reaktion auf ein Kommando und streben wir soziale Harmonie an, sollten wir den Schwerpunkt darauf legen uns wirklich zu verständigen. Das können wir indem wir unserem  körperlichen und mimischen Ausdruck größere Bedeutung beimessen.

Im Training erleben wir es oft, dass, wenn wir unsere Aufmerksamkeit in eine bestimmte Richtung lenken (z. B. beim Leinentraining statt zu schlendern  zielstrebig gehen, als hätten wir am anderen Ende des Grundstücks einen Termin, oder besondere Vorsicht, Spannung und Konzentration signalisieren, z.B.  beim Tragen von rohen Eiern, während wir eine Bei-Fuss-Übung machen oder auch beim Tricktraining deutlich interessiert in eine leere Kiste schauen), wird die Aufmerksamkeit des Hundes in dieselbe Richtung gelenkt, vorausgesetzt die Beziehung zwischen Hund und Mensch ist intensiv genug. Vorausgesetzt Hund und Mensch sind aneinander interessiert. Wir arbeiten dann gezielt mit dem Phänomen der Stimmungsübertragung.

 Hast du dich schon mal gefragt, warum Gähnen oder Lachen ansteckend ist? Wie Stimmungsübertragung funktioniert? Warum wir Freude oder Schmerz von Anderen mitempfinden? Die Erklärung für diese „Resonanzphänomene“, so nennt man das,  liegt in den oben schon erwähnten  Nervenzellen, den Spiegelneuronen. Sie sind die Basis von Intuition und Empathie. Spiegelneurone wurden übrigens  in einem Tierversuch entdeckt , also bei einem Tier. Nicht nur wir Menschen verfügen über diese Anlagen. Entdeckt wurde auch, dass sie zwischenartlich wirksam sein können – also zwischen Mensch und Hund, Affe, Katze usw.

Über die Arbeit der Spiegelneuronen erfahrt ihr mehr  in dem Buch von Achim Bauer (Neurobiologe und Mediziner) mit dem Titel ` Warum ich fühle was du fühlst´. Es ist allerdings kein Hundebuch, aber sehr aufschlussreich!

Immer mehr Hirnforscher und Neurowissenschaftler kommen zu dem Schluss, dass Gefühle das gesamte Denken beherrschen – sowohl beim Menschen als auch bei Tieren. Zumindest Säugetiere verfügen über alle Gehirnzentren, die beim Menschen nötig sind um Gefühle zu haben und sie sind in der selben Weise miteinander verknüpft und aktiv wie bei uns auch.

Das was uns antreibt und höhere Tiere auch, sind also Gefühle. Kein verantwortungsbewusster Hundehalter darf sich dieser so wichtigen Tatsache verschließen. Nur die Vermittlung von Geborgenheit und emotionaler Wärme in der Hundeerziehung führt, wie bei Menschenkindern auch,  zu einem nicht zu erschütternden Fundament aus Harmonie und Vertrauen und bildet die Basis für alles was wir dem Hund zu sagen haben und auch für die Grenzen, die wir ihm setzen müssen.

Eine gute Kommunikation ist die Voraussetzung für ein gutes Hundetraining. Der Schlüssel zu einer guten Kommunikation ist die Bereitschaft sich aufeinander einzustellen, sich einzulassen, sich einzufühlen. Das bedeutet nicht den Führungsanspruch aufzugeben, sondern lediglich mit einzukalkulieren, dass der Hund Gefühle und Bedürfnisse hat, die ihn in seinem Verhalten beeinflussen. Die erklären warum er etwas tut und warum vielleicht nicht und Aufschluss geben über seine Befindlichkeit. Überlegungen wie diese nehmen vielleicht die oft noch vorherrschende Schärfe aus der Hundeerziehung und ermöglichen ein Training, das von freundlicher Konsequenz und Verbundenheit geprägt ist.

Ein strenges Wort von einem  netten Chef, wiegt viel mehr als das strenge Wort von einem Dauerbrüller.

 
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