Schleppleinen-Training
Wenn der Hund noch nicht sicher weiß, ob er gehorchen will, sollte man seinen Hund in wildreichem Gelände sicherheitshalber an eine Schleppleine legen, damit er sich nicht einfach durch
Hetzen oder das Verfolgen einer Spur selbst belohnen kann. Mit
Schleppleinentraining sollte man früh, schon im Welpenalter beginnen, noch
bevor der Jagdtrieb erwacht ist. Schleppleinen-Training sollte
allerdings nicht mit einfachem Gassi gehen an langer Leine verwechselt werden,
bei dem der Hund lediglich in seiner Bewegungsfreiheit begrenzt wird.
An so eine lange Leine muß Mensch und Hund sich gewöhnen. Hunde sind
nicht blöd, sie merken schnell , wann die Leine dran ist und wann nicht. Der
Hund darf also ruhig merken, wenn man ihm die Schleppleine anlegt. Das Anlegen
soll der Hund positiv verknüpfen. Man
kann es ankündigen „Leine an“ und mit
einem Leckerchen versehen. Man kann nach dem Anlegen einpaar Meter rennen oder
einfach kurz zusammen spielen. Wichtig
ist, dass er mit dieser Leine Strecke laufen kann und darf. Er soll mit Leine
im Schlepp dem Ball oder Kong hinterherjagen.
Besonders in der Zeit der Leinenpflicht ab April, sollte die
Schleppleine (zusätzlich zur normalen Führleine) bei jedem Spaziergang am Hund
sein - egal ob man trainieren will oder nicht. Es gibt diverse Einsatzmöglichkeiten wenn wir trainieren. Das
Anlegen der Schleppleine mit anschließendem kleinen Jagdspiel kann dabei zum
Ritual werden, damit der Hund sich vor dem Training auspowern kann.
Schleppleinentraining ist vor allem Arbeit an der Beziehung
Bindung ist die Grundlage um aus Hund und Mensch ein Team werden zu lassen.
Dabei soll die Schleppleine dem Zweibeiner auch etwas mehr Sicherheit vermitteln, bis irgendwann
auf die Leine verzichtet werden kann.
Der Hund soll in diesem Training lernen, den Kontakt zum Hundeführer nicht
abbrechen zu lassen. Diese möglicherweise schon verloren gegangene
Aufmerksamkeit, die beim Welpen noch ganz selbstverständlich war, kann man
wieder aufbauen, indem man den Hund, kurz bevor er das Ende der Leine erreicht
hat, zu sich ruft und evtl. mit einem Signal wie „und tschüß“ in die
entgegengesetzte Richtung davonläuft.
Damit der Hund nicht verlernt immer wieder den Kontakt herzustellen, sollte er bei jedem Blickkontakt gelobt werden
bzw. eine Antwort erhalten. Hat der Hund
seinen Hundeführer nach einem Richtungswechsel eingeholt, gibt es weiteres Lob,
Leckerchen oder Spiel. Man kann z.B. Leckerchen über den Boden rollen, denen
der Hund dan hinterher jagen kann.
Nach einiger Zeit kann man dann allmählich auch andere gemeinsame
Aktionen starten, damit der Hund merkt, dass es interessant und lohnenswert
ist, auf seinen Menschen zu achten. Ziel des Schleppleinen-Trainings ist es,
dass der Hund den Leinenradius irgendwann selbständig einhält.
Hörzeichen wie "langsam" oder "warte", die innerhalb
des Leinenradius geübt werden, vereinfachen den Abbau der Schleppleine. Auch dabei kann man irgendwann dazu übergehen
nicht mehr immer, sondern nur noch ab und zu zu füttern. Aber immer zu loben und dann weiter zu gehen. Der Hund bekommt seine Bestätigung also durch
das Weitergehen. Bleiben Sie aber variabel, damit der Hund nicht lernt, dass er
nur bis zum Leinenende laufen muss, um seine Bestätigung zu erhalten.
Die Leine bleibt auf jeden Fall locker!
Bei diesem Beziehungstraining sollte die Schleppleine möglichst nie aktiv als
Kommunikationsmittel benutzt werden - also nicht daran ziehen oder rucken,
sondern den Hund immer so ansprechen, als wäre er ohne Leine. Der Hund soll auf
das Komm-Signal reagieren, nicht wie eine Tasse am Henkel passiv gezogen werden. Lediglich wenn er Wild
entdeckt hat und durchstartet, kann es dann vorkommen, dass er einen heftigen
Ruck erhält, den er sich selbst beigebracht hat. Ende der Jagd.
|
Manchmal ist die Schleppleine eine Notbremse
Wegen des heftigen Leinenrucks beim Durchstarten sollte der Hund dabei
unbedingt ein gut sitzendes Brustgeschirr
tragen, damit die Halswirbel nicht zu schaden kommen. Hat man einen großen
oder schweren Hund ist das allerdings
nicht ganz einfach - und wenn man dann nicht schnell genug sein Gewicht nach
hinten verlagert, kann es auch schon mal vorkommen, dass man selbst auf der
Nase liegt. Will man solche Unfälle vermeiden findet man in Fachgeschäfte für
Kletter- oder Segelsport elastische Leinen oder man verwendet einen Ruckdämpfer. Je
größer der Hund, desto dicker und kürzer sollte die Leine sein und der
Hundeführer sollte seine Hände mit Handschuhen schützen.
|
Die Schleppleine als Argument….
Man kann die Schleppleine auch dazu verwenden, Hörzeichen auf Entfernung
durchzusetzen. Signale wie „raus da“, „weiter
geht’s“, „stopp“, „zu mir“ kann man
wunderbar an langer Leine üben, ohne dass man sie je einsetzen muß. Aber im
Notfall ist sie schließlich die
Konsequenz. Uns muß nur bewußt sein, dass der Hund mit der Zeit sowieso weiß,
ob er online ist oder offline. Durch die Gewohnheit und durch Rituale , die wir
durch die Schleppleine absichern können, erreichen wir aber in jedem Fall ein
zuverlässigeres Verhalten.
Zunächst am Anfang ist es sinnvoll das Freilaufen zu simulieren, indem
man die Leine in den ersten Tagen einfach über den Boden schleifen lässt und
den Hund nicht korrigiert, bis er sich an die Leine gewöhnt hat. Später kann
man dann die Leine während des Anti-Jagd-Trainings in die Hand nehmen und seine
Hörzeichen auch auf Entfernung durchsetzen.
Man sollte die Leine nicht einfach durchhängen lassen, sondern ständig
ihre Länge anpassen und die Leine in Schlaufen einsammeln wenn sich der Abstand
verringert oder mehr Leine freigeben, wenn der Abstand größer wird. Das ist
etwas mühsam, besonders wenn man zusätzlich darauf achten muß, dass die Leine
stets locker bleibt. Es hat aber den Vorteil, dass der Hund, falls er mal
durchsstartet, nicht mit Wucht in die Leine brettert.
Die Schleppleine soll für den Hund völlig neutral sein und nur im Fall
eines Notfalls oder als nötiges Argument kurzfristig "Realität" werden.
Schleifen lässt man die Leine erst, wenn der Hund schon zu 90 %
kontrollierbar ist. Unsere Gedanken und Augen sollten wir dann aber weiterhin immer beim Hund haben, damit wir seinen
Vorhaben möglichst einen Schritt voraus sind. Bleiben Sie immer in der Nähe der
Leine, damit sie sofort reagieren können. Wenn sich nun eine brenzlige
Situation ergibt, kann man noch versuchen, einen Fuss in die Tür zu bekommen
und nimmt derweil die Leine vorsichtig auf. Wie gesagt: der Hund soll auf unser
Wort reagieren und die Schleppleine soll für den Hund völlig neutral sein und
nur im Fall eines Eingriffs kurzfristig "Realität" werden.
Zeigt das Training schon gute Erfolge, kann man die Schleppleine gegen
eine besonders leichte Leine austauschen. Oder man verringert das Gewicht der
Leine, indem man sie nach und nach verkürzt. Danach kann man den Hund
phasenweise einige Minuten ohne Leine laufen lassen. Aber Übermut ist nicht
angesagt. Rückschritte gibt es immer und
oft kann man die Natur einfach nicht toppen und die Verleitungen sind so groß.
Dann muss man mit dem Training evtl. wieder einige Schritte zurück gehen und
den Gehorsam neu aufbauen. Das Schleppleinentraining braucht Konsequenz und
dauert viele Monate.
Bei der Handhabung der Leine lauern etliche Gefahren. Schnell wird man
von einem großen Hund von den Füßen geholt, wenn man ihn durch Drauftreten stoppen
will. Bedenken muß man auch unbedingt, dass ein Hund, der mit der Schleppleine
durchbrennt, sehr gefährlich lebt. Die Leine kann sich zwischen Steinen und
Wurzeln verklemmen und wir können nur hoffen, dass er niemals im Wald
unauffindbar verschwindet. Auch unsere
Hände können einige Brandblasen oder Abschürfungen erleiden, wenn wir versuchen
den davon rennenden Hund zu halten und sich dadurch die Leine durch unsere
Hände zieht.
Die Schleppleine ist ein Hilfsmittel, das JEDER
Hund früher oder später durchschaut
Und dennoch ist sie sehr hilfreich beim Aufbau von
Signalworten auf Entfernung und beim Beziehungsaufbau
Und sie gibt uns Sicherheit und dem Hund
Bewegungsspielraum
|