Schleppleinentraining
feh_7333.jpgSchleppleinen-Training


 

Wenn der Hund noch nicht sicher weiß, ob er gehorchen will, sollte man seinen Hund in wildreichem Gelände sicherheitshalber an eine Schleppleine  legen, damit er sich nicht einfach durch Hetzen oder das Verfolgen einer Spur selbst belohnen kann. Mit Schleppleinentraining sollte man früh, schon im Welpenalter beginnen, noch bevor der Jagdtrieb erwacht ist. Schleppleinen-Training sollte allerdings nicht mit einfachem Gassi gehen an langer Leine verwechselt werden, bei dem der Hund lediglich in seiner Bewegungsfreiheit begrenzt wird.

An so eine lange Leine muß Mensch und Hund sich gewöhnen. Hunde sind nicht blöd, sie merken schnell , wann die Leine dran ist und wann nicht. Der Hund darf also ruhig merken, wenn man ihm die Schleppleine anlegt. Das Anlegen soll der Hund positiv verknüpfen.  Man kann es ankündigen „Leine an“  und mit einem Leckerchen versehen. Man kann nach dem Anlegen einpaar Meter rennen oder einfach kurz zusammen spielen.  Wichtig ist, dass er mit dieser Leine Strecke laufen kann und darf. Er soll mit Leine im Schlepp dem Ball oder Kong hinterherjagen.

Besonders in der Zeit der Leinenpflicht ab April, sollte die Schleppleine (zusätzlich zur normalen Führleine) bei jedem Spaziergang am Hund sein - egal ob man trainieren will oder nicht. Es gibt diverse  Einsatzmöglichkeiten wenn wir trainieren. Das Anlegen der Schleppleine mit anschließendem kleinen Jagdspiel kann dabei zum Ritual werden, damit der Hund sich vor dem Training auspowern kann.

Schleppleinentraining ist vor allem  Arbeit an der Beziehung

Bindung ist die Grundlage um aus  Hund und Mensch ein Team werden zu lassen. Dabei soll die Schleppleine dem Zweibeiner  auch etwas mehr Sicherheit vermitteln, bis irgendwann auf die Leine verzichtet werden kann.

frste20181118_113637.jpgDer Hund soll in diesem Training lernen, den Kontakt zum Hundeführer nicht abbrechen zu lassen. Diese möglicherweise schon verloren gegangene Aufmerksamkeit, die beim Welpen noch ganz selbstverständlich war, kann man wieder aufbauen, indem man den Hund, kurz bevor er das Ende der Leine erreicht hat, zu sich ruft und evtl. mit einem Signal wie „und tschüß“ in die entgegengesetzte Richtung davonläuft.

Damit der Hund nicht verlernt immer wieder den Kontakt herzustellen,  sollte er bei jedem Blickkontakt gelobt werden bzw. eine Antwort erhalten.  Hat der Hund seinen Hundeführer nach einem Richtungswechsel eingeholt, gibt es weiteres Lob, Leckerchen oder Spiel. Man kann z.B. Leckerchen über den Boden rollen, denen der Hund dan hinterher jagen kann.

Nach einiger Zeit kann man dann allmählich auch andere gemeinsame Aktionen starten, damit der Hund merkt, dass es interessant und lohnenswert ist, auf seinen Menschen zu achten. Ziel des Schleppleinen-Trainings ist es, dass der Hund den Leinenradius irgendwann selbständig einhält.

Hörzeichen wie "langsam" oder "warte", die innerhalb des Leinenradius geübt werden, vereinfachen den Abbau der Schleppleine.  Auch dabei kann man irgendwann dazu übergehen nicht mehr immer, sondern nur noch ab und zu zu füttern. Aber immer zu  loben und dann weiter zu gehen.  Der Hund bekommt seine Bestätigung also durch das Weitergehen. Bleiben Sie aber variabel, damit der Hund nicht lernt, dass er nur bis zum Leinenende laufen muss, um seine Bestätigung zu erhalten.

Die Leine bleibt auf jeden Fall locker!


Bei diesem Beziehungstraining sollte die Schleppleine möglichst nie aktiv als Kommunikationsmittel benutzt werden - also nicht daran ziehen oder rucken, sondern den Hund immer so ansprechen, als wäre er ohne Leine. Der Hund soll auf das Komm-Signal reagieren, nicht wie eine Tasse am Henkel  passiv gezogen werden. Lediglich wenn er Wild entdeckt hat und durchstartet, kann es dann vorkommen, dass er einen heftigen Ruck erhält, den er sich selbst beigebracht hat. Ende der Jagd.

 

 

Manchmal ist die Schleppleine eine Notbremse


Wegen des heftigen Leinenrucks beim Durchstarten sollte der Hund dabei unbedingt ein gut sitzendes  Brustgeschirr tragen, damit die Halswirbel nicht zu schaden kommen. Hat man einen großen oder schweren Hund  ist das allerdings nicht ganz einfach - und wenn man dann nicht schnell genug sein Gewicht nach hinten verlagert, kann es auch schon mal vorkommen, dass man selbst auf der Nase liegt. Will man solche Unfälle vermeiden findet man in Fachgeschäfte für Kletter- oder Segelsport elastische Leinen oder man verwendet einen Ruckdämpfer. Je größer der Hund, desto dicker und kürzer sollte die Leine sein und der Hundeführer sollte seine Hände mit Handschuhen schützen.

 

Die Schleppleine als Argument….


Man kann die Schleppleine auch dazu verwenden, Hörzeichen auf Entfernung durchzusetzen. Signale wie „raus da“,  „weiter geht’s“, „stopp“, „zu mir“  kann man wunderbar an langer Leine üben, ohne dass man sie je einsetzen muß. Aber im Notfall ist sie  schließlich die Konsequenz. Uns muß nur bewußt sein, dass der Hund mit der Zeit sowieso weiß, ob er online ist oder offline. Durch die Gewohnheit und durch Rituale , die wir durch die Schleppleine absichern können, erreichen wir aber in jedem Fall ein zuverlässigeres Verhalten.

Zunächst am Anfang ist es sinnvoll das Freilaufen zu simulieren, indem man die Leine in den ersten Tagen einfach über den Boden schleifen lässt und den Hund nicht korrigiert, bis er sich an die Leine gewöhnt hat. Später kann man dann die Leine während des Anti-Jagd-Trainings in die Hand nehmen und seine Hörzeichen auch auf Entfernung durchsetzen.

Man sollte die Leine nicht einfach durchhängen lassen, sondern ständig ihre Länge anpassen und die Leine in Schlaufen einsammeln wenn sich der Abstand verringert oder mehr Leine freigeben, wenn der Abstand größer wird. Das ist etwas mühsam, besonders wenn man zusätzlich darauf achten muß, dass die Leine stets locker bleibt. Es hat aber den Vorteil, dass der Hund, falls er mal durchsstartet, nicht mit Wucht in die Leine brettert.

Die Schleppleine soll für den Hund völlig neutral sein und nur im Fall eines Notfalls oder als nötiges Argument  kurzfristig "Realität" werden.

Schleifen lässt man die Leine erst, wenn der Hund schon zu 90 % kontrollierbar ist. Unsere Gedanken und Augen sollten wir dann aber weiterhin  immer beim Hund haben, damit wir seinen Vorhaben möglichst einen Schritt voraus sind. Bleiben Sie immer in der Nähe der Leine, damit sie sofort reagieren können. Wenn sich nun eine brenzlige Situation ergibt, kann man noch versuchen, einen Fuss in die Tür zu bekommen und nimmt derweil die Leine vorsichtig auf. Wie gesagt: der Hund soll auf unser Wort reagieren und die Schleppleine soll für den Hund völlig neutral sein und nur im Fall eines Eingriffs kurzfristig "Realität" werden.

Zeigt das Training schon gute Erfolge, kann man die Schleppleine gegen eine besonders leichte Leine austauschen. Oder man verringert das Gewicht der Leine, indem man sie nach und nach verkürzt. Danach kann man den Hund phasenweise einige Minuten ohne Leine laufen lassen. Aber Übermut ist nicht angesagt.  Rückschritte gibt es immer und oft kann man die Natur einfach nicht toppen und die Verleitungen sind so groß. Dann muss man mit dem Training evtl. wieder einige Schritte zurück gehen und den Gehorsam neu aufbauen. Das Schleppleinentraining braucht Konsequenz und dauert viele Monate.

Bei der Handhabung der Leine lauern etliche Gefahren. Schnell wird man von einem großen Hund von den Füßen geholt, wenn man ihn durch Drauftreten stoppen will. Bedenken muß man auch unbedingt, dass ein Hund, der mit der Schleppleine durchbrennt, sehr gefährlich lebt. Die Leine kann sich zwischen Steinen und Wurzeln verklemmen und wir können nur hoffen, dass er niemals im Wald unauffindbar verschwindet.  Auch unsere Hände können einige Brandblasen oder Abschürfungen erleiden, wenn wir versuchen den davon rennenden Hund zu halten und sich dadurch die Leine durch unsere Hände zieht.

Die Schleppleine ist ein Hilfsmittel, das JEDER Hund früher oder später durchschaut  

Und dennoch ist sie sehr hilfreich beim Aufbau von Signalworten auf Entfernung und beim Beziehungsaufbau

Und sie gibt uns Sicherheit und dem Hund Bewegungsspielraum

 

 

 

 

 

 

 

 
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