24.7.2009, Balljunkies und gefährliches Hundespielzeug
24.7.2009, von Balljunkies und gefährlichem Hundespielzeug .... 

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Auf einer anderen Hundeschulseite fand ich einen Hinweis, den ich gerne an Euch weitergeben möchte: Im Juni 2008 ereignete sich folgendes:

Der zehn Jahre alte Labrador-Mischlingsrüde des Amerikaners Daniel Reichenbacher spielte mit einem Spielzeugball des amerikanischen Herstellers Four Paws Inc.. In dem Ball bimmelte bei Bewegung ein kleine Glocke. Während gummiball.jpgder Rüde Chai auf dem Ball herumkaute, und dabei mit seiner Zunge in die kleine Öffnung des Balles kam, entstand ein Vakuum und seine Zunge sog sich in den Ball.Man versuchte den Ball von Chai’s Zunge zu ziehen, aber es ging nicht. Die Zunge war bereits angeschwollen. In der Notfallaufnahme der Tierklinik musste der Ball aufgeschnitten werden, damit die Zunge des Hundes befreit werden konnte. Es wurde festgestellt, dass die Blutzufuhr zur Zunge durch die kleine Öffnung des Balles unterbrochen worden war. Die Zunge schwoll noch mehr an, so dass der Rüde sie am nächsten Tag nicht einmal mehr im Maul belassen konnte.Dadurch dass der Ball nur eine Öffnung hat anstatt einer zweiten, konnte dieses Vakuum entstehen, welches Chai’s Zunge in den Ball hineingesogen hatte. Der Hund wurde drei Tage ruhig gestellt und bekam ein hoch dosiertes Schmerzmittel. Noch einen Tag später musste die Zunge des Hundes amputiert gummiballverletzung.jpgwerden. Ein langer Weg voll Schmerzen und Kummer sowohl für den Hund als auch für den Eigentümer folgte.Chai wurde in der Zeit künstlich ernährt. Reichenbacher half Chai das Essen und Trinken wieder zu erlernen und ohne Zunge zu leben. Allerdings benötigt er ein sehr teures Spezialfutter.Seit dem kämpft Reichenbacher zusammen mit anderen Geschädigten gegen Four Paws Inc. diese Bälle zurückzuziehen und komplett aus dem Programm zu nehmen.Es ist nicht sicher, ob es Spielzeug dieser Firma in Deutschland gibt. Jedoch gibt es möglicherweise Bälle mit Glocke anderer Hersteller die aus Hartgummi bestehen und nur eine kleine Öffnung haben.
Alle Hartgummibälle und Kongs in denen Leckerchen oder Pasten versteckt werden können, um Hunde zu beschäftigen, solltet Ihr unbedingt überprüfen.
  Sie müssen 2 Öffnungen haben!

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Oh, diese Balljunkies! Da wir in einigen Gruppen zur Zeit das Auslösen der Flyballbox trainieren, zeigen sich bei einigen Hunden unerfreuliche Süchte. Ein Balljunkie nach dem anderen outet sich und das ist lästig!
Die Hunde sind zwar erfreulich motiviert den Ball aus der Box zu fangen, aber sie sind überhaupt nicht motiviert ihn wieder abzugeben. Da ihr Gehirn bei dem Anblick eines Balles sofort abschaltet, sind sie für weitere Lernschritte kaum offen. Sie verhalten sich so wie ich nach einer Woche Fasten beim Anblick eines Niederegger Marzipanbrotes......
Was bei mir dahinter steckt lassen wir hier mal unerwähnt. Bei Hunden ist es oft das Resultat von halbherzig ausgeführten Hundebeschäftigungen. Wegen Zeitmangel und schlechtem Gewissen (der Hund braucht ja schließlich eine Auslastung) greift Mensch mal eben zum Ball und das einfallslose Ballwerfen und Jagen nimmt seinen Lauf.  Es wird ein Lieblingsspiel daraus, denn wir sprechen den Jagdtrieb an. Endlich mal ein tolles Spiel, denkt der Hund, denn wer macht für seinen Hund aus einem schönen, schnöden Spaziergang  jemals einen Jagdausflug. Spurensuchen, Mäuse ausbuddeln, Leckerbeuteljagen, Blätterhaufen durchstöbern, Höhlen erkunden , das alles und noch viel mehr wäre toll für den Hund. Die meisten Menschen haben dazu aber keine Lust oder keine Zeit und deshalb ein schlechtes Gewissen, denn der Hund braucht Aufgaben, Beschäftigung und Bewegung!
Nun, Ballspielen ist nicht verkehrt, aber wenn der Hund beim Anblick eines Balles sein Gehirn ausschaltet und nicht mehr erreichbar ist, ihn ständig seinem Menschen vor die Füße legt, anstubst und bellt, das Interesse für alles andere langsam verschwindet und der Hund bei dem Anblick eines Balles erstarrt, sich nicht mehr entspannen kann oder nichts anderes mehr wahrnimmt, mit jedem mitgehen würde, der einen Ball hat, also regelrecht abhängig geworden ist, dann hat man schon sehr viele Fehler gemacht!
Um diesen Werfen-Bringen-Werfen-Bringen-Kreislauf zu unterbrechen könnte man nun rigoros sagen:pudelmitball_2.gif Alle Bälle kommen in den Schrank und bleiben da! Wahrscheinlich wird der eine oder andere Hund dann das nächste Stöckchen vor die Füße legen und auf das Werfen warten. Alles Hetzbare ist schließlich interessant: Bälle, Stöckchen, Jogger, Autos, Radfahrer, Kinder, Hasen.......Ein Teufelskreis indem man sich schnell befinden kann.  Man muß sich darüber im Klaren sein, dass man beim Ball- oder was auch immer Werfen eine Adrenalinausschüttung viele Male hintereinander bewirkt. Wir simulieren schließlich die letzte Sequenz  eines Jagdablaufs, die Sequenz des Beuteschlagens. Das Adrenalin bewirkt eine optimale Energiebereitstellung, die Sinne werden geschärft, die Reaktionsgeschwindigkeit gesteigert, die Handlungs- und Aggressionsbereitschaft gesteigert. Denn im wirklichen Leben ist die Jagd eine ernste Angelegenheit und es geht ums Überleben und Beute muß im Ernstfall verteidigt werden.  Vielleicht kann man sich bei der Vorstellung des Ernstfalles besser deutlich machen  wie man den Hund mit exzessiven Ballspielen durch die einsetzenden Adrenalinausschüttungen und damit verbundenen körperlichen Veränderungen stresst und aufpeitscht. Hunde lieben Bälle, sie machen glücklich, weil hundliche Bedürfnisse angesprochen werden. Bälle müssen aber nicht ständig durch die Luft fliegen. Man kann sie verstecken und den Hund suchen lassen und hier wird die Nase Arbeit leisten müssen. Ihr werdet euch bald immer neue Verstecke ausdenken müssen, ihr werdet bald den Nasenprofi in eurem Hund entdecken und es wird euch als Team Spass machen. Und wenn man es wirklich mal eilig hat:  10 mal verstecken und zum Schluss einmal werfen und dann „geht der Ball schlafen“ – jedenfalls bei uns......
Oder Ihr sucht euch eine Wiese, das Gras ist schon etwas höher und setzt den Hund am Rand ab. Er sitzt ruhig und sieht zu wie ihr den Ball in die Wiese werft. Der Ball ist im Gras verschwunden und ihr zählt noch mal eben bis 10 und dann schickt ihr den hund den Ball suchen. Er wird mit seiner Nase etwas beschäftigt sein und stolz wenn er sein Balli gefunden hat. Ihr steckt es in die Tasche und geht weiter bis zur nächsten Gelegenheit. Klebt der Hund dann an eurer Tasche in der Hoffnung er fliegt gleich wieder, dann findet ab und zu mal ein Leckerchen im Mauseloch, macht den Gang spannender als bisher....
Oder ihr geht einen Feldweg entlang, lasst den Hund sitzen während ihr viele Schritte weitergeht. Unterwegs fällt der Ball in ein Gebüsch oder einfach nur an den Rand. Ihr geht noch etwas weiter oder auch zum Hund zurück und schickt ihn suchen....und so weiter und so weiter...
 
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