Alleinbleiben muss gelernt werden
Einen Hund sollte man sich m. E. nicht anschaffen, wenn man den ganzen Tag berufstätig ist, ihn zur Arbeit nicht mitnehmen kann oder keine Betreuungsperson hat, die das Alleinsein nach 4 oder 5 Stunden beenden, oger wenigstens eine Zeitlang unterbrechen kann.
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Jeder Hund muss es lernen, einpaar Stunden allein zu bleiben. Auch wenn er das Glück hat und Frauchen nicht arbeiten gehen muss oder zu Hause arbeitet. Die Umstände können sich ändern, wenn auch nur vorübergehend und dann können überstarke Abhängigkeit und Bindung an nur einen Menschen schnell in psychische Leiden übergehen. Wir tun also gut daran unseren Hund schon von Welpenbeinen an an das Alleinsein heranzuführen und nicht erst in einem Notfall.
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Wir beginnen schon nach kurzer Eingewöhnungszeit damit, den Welpen an Phasen zu gewöhnen in denen er nicht besonders beachtet wird. Kommentarlos gehen wir hin und wieder aus dem Zimmer und kommen wieder zurück. Wir lesen die Zeitung oder erledigen unsere Schreibarbeiten und unseren Haushalt. Dabei gibt es mal 10 Minuten, mal eine halbe Stunde, später mal 1 Stunde wo der Hund keine Ansprache erfährt. Das ist der erste Schritt in eine gesunde Eigenständigkeit. Bald können wir auch einfach den Müll raus tragen, den Briefkasten leeren - ohne Abschieds- und Wiedersehensfeiern, einfach ohne Kommentar! Wir gehen einmal vor die Haustür und kommen gleich wieder. Wir ziehen unseren Mantel, nehmen die Autoschlüssel und gehen damit nicht weiter als zur Gartentür. Wir zeigen dem Hund damit: Alles nicht schlimm.
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Erste räumliche Trennungsphasen übersteht der kleine Hund am besten satt und müde. Also nach einer Phase der Aktivität, z.B. einem Spaziergang und gefüttert, tritt meist ein Ruhebedürfnis ein. Das nutzen wir, um den Zeitraum des Alleinseins nach und nach zu verlängern.
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Es ist übrigens ganz normal für Hunde nicht gern allein zu bleiben. Schließlich sieht ihre Natur es vor, in einem Rudel zu leben. Alles in ihnen ist auf Gemeinschaft ausgelegt, allein in freier Natur wäre der Welpe verloren!
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Am Anfang sollten die Phasen des Alleinseins ganz kurz, aber sehr häufig geübt werden. Mach dabei nicht so viele Worte. Ein nebensächliches „bis gleich“ sollte reichen, wenn du unbedingt etwas sagen musst. Je selbstverständlicher es für deinen Hund wird ab und zu nicht beachtet zu werden und zurückzubleiben um so schneller gewöhnt er sich auch an die längeren Phasen des Alleinseins.
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Kleine Abschieds- und Begrüßungsrituale kann es geben, aber halte den Ball dabei so flach wie möglich. Mit einer riesengroßen Begrüßungsfreude sagt man dem Hund nur wie furchtbar die Zeit des Alleinseins gewesen sein muss. Gestalte den Abschied und das Wiedersehen ruhig und selbstverständlich. Ich weiß, es ist total schwer, das große Begrüßungstheater zu ignorieren. Kein Mensch wird sich je über uns so freuen wie unser Hund. Trotzdem: bleibt ruhig, „ja, ich lieb dich auch“ und kurzes Klopfen am Hundehals reicht völlig und hilft für die Zukunft Alleinbleiben als normal einzustufen.
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Steiger die kurzen Phasen des Alleinseins nur langsam, denn sie sind in jedem Fall und für jeden Hund erheblicher Stress. Manche Hunde leiden mehr , manche weniger. Manche müssen sich selbst beruhigen und suchen dazu geeignete Dinge. Manche finden ein Tischbein, manche die Teppichecke, manche begnügen sich mit Vaterns Latschen. Egal, was auch immer der Hund benutzt um seinen Stress abzubauen , er tut es nicht um dich zu ärgern. Er spürt nur, dass Kauen und Nagen beruhigt.
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Also sorge dafür, dass er in diesen Notsituationen , wenn sie länger dauern, etwas findet, was ihm hilft die Zeit des Alleinseins besser zu ertragen und räume das weg, was er nicht bearbeiten soll oder was ihm gefährlich werden könte.
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Ein gefüllter Kong leistet hierbei gute Dienste. Sprecht mich in den Gruppen an, zum Kong ist noch einiges zu sagen, auf jeden Fall muß er 2 ! Öffnungen haben!
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Die Erfahrung, dass sein Mensch auch wirklich wiederkommt, muss der Hund erst immer wieder machen, um immer gelassener mit Trennungssituationen umgehen zu können.
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Übrigens: ein ausgelasteter Hund, der geistig und einbisschen körperlich gefordert wird, wird diese einsamen Zeiten zum Ruhen nutzen.
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Nach dem Alleinsein sollte der Hund natürlich die Möglichkeit bekommen den Stress beim Spiel und Toben abzubauen. Aber, nicht vergessen: erst kommst du in Ruhe zu Hause an......
Wenn es aufgrund von ungünstigen Vorerfahrungen doch schon zur Trennungsangst gekommen ist, könnt ihr auf diesem Film sehen, wie man das Problem bewältigen kann. Der Film erklärt in anschaulicher Weise, dass am Hund kein Schalter zum Umklappen ist, um das Problem zu beheben. Es erfordert sehr viel Einfühlungsvermögen und Geduld. Ich denke, wenn man sich auf einige Jahre Partnerschaft mit einem Hund eingelassen hat, dann sollte man auch einige Wochen oder auch Monate investieren, damit diese Partnerschaft für beide Seiten lebenswert wird.
Der Film ist insgesamt sehenswert und informativ. Das Training um die Trennungsangst zu behandeln beginnt am Minute 21,50. hier der Link
https://www.zdf.de/dokumentation/dokumentation-sonstige/das-geheime-leben-der-hunde-was-denken-unsere-besten-freund-100.html
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