14.7.2010 "Sie können mit Hunden -"
14.7.2010, „Sie können mit Hunden –            

aber mit Menschen können Sie nicht!“........


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 Mit diesen Worten kündigte Herr X für seine Frau und seinen kleinen Hund die weitere Teilnahme an der Hundegruppe. Die Namen sind natürlich geändert ;-))Ein bisschen geknickt bin ich schon, weil ich mich fragen muss, ob ich im Alter langsam schrullig werde. Immerhin habe ich mein ganzes Leben lang mit Menschen aller Altersgruppen zu tun gehabt , in Beratung und Therapie und nach wie vor sind Praxis und Hundeschule sehr gut besucht. Wenn ich an andere Hundeschulen verweise oder, wenn es Kinder betrifft, an andere Frühförderstellen, höre ich oft „Wir warten, bis ein Platz frei ist, Sie haben den besten Ruf “. Natürlich schmeichelt mir das und natürlich hab ich nur in bestimmten Kreisen einen guten Ruf. Gut  ist immer nur was zusammen passt. Es muss ein Funke überspringen und man muss sich mögen. Nur dann kann man sich auch die Wahrheit sagen, die oft nicht so angenehm ist und eine Beziehung auf eine harte Probe stellen kann.
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Trainer , Hund und Hundehalter kommen sich , besonders wenn nicht alles so easy ist, oft sehr nah. Genau wie Eltern, Kind und Therapeut. Hier eine professionelle Distanz zu wahren und dennoch ans Eingemachte zu gehen ist oft eine Gratwanderung. Manchmal kann es nicht klappen, ich sag mal salopp, wenn beide Parteien auf unterschiedlichen Umlaufbahnen kreisen.
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 00020837tcatlesung.jpgHundetrainer sind auch nur Menschen, sind manchmal überfordert,  wissen manchmal nicht weiter, werden ungeduldig. Bevor es bei mir so weit ist versuche ich allerdings verschiedene Wege zu gehen. Dazu gehört z.B. dass ich mich mit  Kollegen berate, dass ich nachlese und natürlich über Möglichkeiten oder Hilfsmittel nachdenke, die dem Menschen deutlich machen, was ich ihm sagen will. Der Hund versteht ja meistens, aber das nützt ja nichts, wenn er nur mich versteht.
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 Jeder Hund, ob als Welpe aufgenommen oder auch ein „gebrauchter“, älterer Hund,  braucht etwas Zeit um seinen Menschen zu verstehen, ihn zu „lesen“.  Körpersprache ist ihre Sprache, nicht der ewige Wortsalat, den wir Menschen produzieren und der sich als Dauergeräuschkulisse über sie ergießt. Körpersprache ist der Schlüssel zum Hund!
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Nun gibt es Menschen, die eher etwas introvertiert und sparsam mit Ausdrucksverhalten und Gestik sind. Oft versuchen sie den Hund mittels Leine zu dirigieren. Bei kleinen Hunden funktioniert das Henkelprinzip leider , zumindest aus Menschensicht, ganz gut. Sie lassen sich ziehen, halten und schieben.
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Damit es anders geht und der Hund die Chance hat zu verstehen, braucht man halt ein bisschen mehr Klarheit, Ausdruck und Spannung.
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 Wenn Erklärungen und Demonstrationen nicht fruchten und wenn deutlich wird, dass der Hund „es“ eigentlich kann, nur der eigene Mensch „es“ nicht schafft  zu vermitteln, dann kommt man als Trainer manchmal in eine schwierige Situation. Man muss kritisieren und den Finger in die Wunde legen, ehrlich sein und das alles so, dass der Kunde damit umgehen kann.
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Ich denke immer die Leute bezahlen schließlich für meine Anregungen und ich bemühe mich in jeder Stunde wirklich die zu vermittelnden Inhalte in Übungen  immer wieder neu und interessant zu verpacken, damit es beiden Seiten nicht langweilig wird.
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Manchmal greif ich  auch schon mal zu kleinen Rollenspielen , wenn es mit der Deutlichmachung irgendwie nicht klappt. Dann bin ich der Hund  und lasse mich führen oder wo ich den Menschen anstelle des Hundes führe. Oft wird dem einen oder anderen dadurch plötzlich bewusst, was falsch läuft und es braucht keine Worte mehr, es macht einfach klick. Mit Worten wäre es nicht so gut gegangen.
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 In einer Dogdancegruppe habe ich den Teilnehmern einmal Clownsnasen aufgesetzt, weil es in einer anderen Rolle oft clown_geht.gifleichter fällt, sich anders zu verhalten, in diesem Fall eben lustig und unbeschwert, eben anders. Es hat jedenfalls geholfen und die Hunde waren plötzlich wieder interessiert an der Mitarbeit. Natürlich lag es nicht an der Nase, sondern daran, dass die Nase dabei geholfen hat einmal aus alten Mustern herauszutreten......
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 Rollentausch, also Mensch schlüpft in die Rolle des Hundes, findet hier schon häufiger statt. Und ich finde es ist eine gute Möglichkeit die Situation einmal aus einer anderen Perspektive wahrzunehmen.
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Nun hab ich , leider  eine Rückmeldung bekommen, die mir überhaupt nicht gefällt, die mir auch zu denken gibt.   Wieder einmal wollte ich, dass Frauchen sich, anstelle des Hundes, von mir führen lässt,  um sie erleben zu lassen wie einladende und begrenzende Gesten wirken können und wie man den Fokus seines Hundes auf sich lenken kann.
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 Ich empfinde mich bei solchen Übungen eigentlich freundlich, zugewandt und immer dem anderen gegenüber aufmerksam. Leider sieht das wohl nicht jeder so , denn Frau X fing plötzlich an zu weinen und wollte ganz schnell von ihrem Mann nach Hause gebracht werden, noch bevor wir es einmal versucht hätten. Am Telefon sagte  Herr X  dann, dass sich seine Frau erniedrigt gefühlt hätte und es hätte nur noch gefehlt, dass ich sie an die Leine genommen hätte. Das hab ich zwar noch nie gemacht, aber so abwegig ist das gar nicht. Bei manchen würde sich die Handhabung der Leine dann sicher verändern.
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Wenn man aus dem pädagogischen oder therapeutisch arbeitenden Bereich kommt , sind solche Übungen (natürlich ohne Leine) etwas ganz normales, wahrscheinlich aber eher fremd und möglicherweise bedrohlich, wenn man das nicht kennt.  Aus Erfahrung muss ich sagen,  sind sie jedoch sehr nützlich und haben ihre Berechtigung.
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 Dennoch: Ich möchte mich hier einmal bei allen aktuellen und ehemaligen Kunden aufrichtig entschuldigen, wenn ich jemandem zu nahe gerückt bin oder ihn überfordert habe. Es tut mir sehr leid.
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Andererseits ist es meine Arbeitsweise und ich werde mich wohl eher nicht mehr ändern. Ich freu mich über die die gerade deswegen bleiben und ganz besonders über die, die trotzdem bleiben. Für Rückmeldungen und Warnschüsse bin ich immer offen und bereit auf Probleme Rücksicht zu nehmen. Verbiegen kann und will ich mich allerdings nicht.
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Es gibt inzwischen so viele Hundeschulen, dass für jeden Geschmack das Richtige dabei sein wird.
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Meckert ruhig mal frei von der Leber weg, dazu ist ja ein Gästebuch da oder gebt mir eine Rückmeldung in der Gruppe. Ich werd mich bemühen es auszuhalten.
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Gisela

 

 
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