9.6.2012, - Blick über den Tellerrand und eine Lanze für´s
Clickertraining
- und ein Blick in die Welpengruppe am Freitag mit
Fotos
manchmal, wenn ein bisschen Zeit ist, guck ich im Internet was so los ist in anderen Hundeschulen. Es gibt supertolle Einrichtungen, mit Hallen, tollen Plätzen und auch schon viele die inhaltlich so arbeiten, dass ich es unterschreiben kann. Also pro Hund mit Herz und Verstand.
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Leider die meisten weit weg.
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Ja, es hat sich schon einiges geändert in der Hundeschulszene. Maßgeblich daran beteiligt sind Trainer-Größen wie Birgit Laser, Turid Rugas, Anders Hallgren, Sabine Winkler, James O`Heare, Suzanne Clothier, Karen Pryor, Barry Eaton und viele andere.
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Ihre Bücher sind unbedingt lesenswert. Sie haben meinen Blick geschult und mein Denken beeinflusst.
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Warum setzt sich diese neuere, freudvollere, herzlichere, zuversichtlichere Einstellung gegenüber dem Hund, die sie vertreten, nur so schleppend durch? Warum sind Menschen eher bereit weiterhin die kämpferische und machtorientierte, misstrauische und ängstliche Einstellung dem Hund gegenüber zu pflegen? Warum liegt uns Menschen Strafe mehr als Lob? Warum können wir diese tiefempfundene Verbundenheit, unseres Hundes mit uns, nicht anders beantworten als ständig humorlos und in alten Mustern an ihnen rumzukorrigieren?
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Nun lesen wir schon oft in Anzeigen von Hundeschulen und Internetauftritten: „wir lehnen Gewalt ab“, „gewaltfreies Training“, „trainieren ohne Druck“. Wie schön wäre es, wenn man dem immer Glauben schenken könnte.
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Die Frage ist doch, wo beginnt Druck oder Gewalt?
Wo beginnt der Machtkampf?
Warum sind wir so ungehalten, wenn der Hund mal „Widerworte“ hat?
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Ich glaube Kontrolle und Macht muss man immer dann einsetzen, wenn man Angst hat. Vielleicht ist es die Angst davor, dass der Hund die Weltherrschaft anstrebt, wenn man mal ein bisschen locker läßt???
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So habe ich gestern auf einer Hundeschulseite gelesen: „Wir lehnen den Clicker in der Grundausbildung ab weil dabei ausschließlich über positive Bestärkung gearbeitet wird und unerwünschtes Verhalten grundsätzlich ignoriert wird.“ Und: „wenn ein Hund seine Grenzen nicht gezeigt bekommt entwickelt er sich zu einem Hund ohne Halt und Struktur.“
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Das ist eine Argumentation die Trainer anbringen, die vom Clickertraining nicht viel verstehen. Denn auch Clickerhunde wachsen mit Regeln und Grenzen auf, sie verstehen sie nur schneller, weil sie beim Lernen keine Angst haben müssen.
Natürlich ist Hundeausbildung immer Beziehungsarbeit - ob mit oder ohne Clicker. Ohne Vertrauen und Bindung läuft gar nix. Das Prinzip der positiven Bestärkung trägt enorm dazu bei diese Voraussetzungen zu schaffen. Der Clicker hilft dabei Lernsituationen stressfreier zu gestalten und ist eine Brücke in der Kommunikation.
.Nur für eingefleischte, traditionell arbeitende und denkende Hundeausbilder ist es offensichtlich schwer vorstellbar, dass zuverlässiger Gehorsam ohne Zwang und Strafe erreicht werden kann.
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Sabine Winkler schreibt dazu in einem Beitrag:
„ Als Hauptsache im „normalen Hundetraining“ gilt meist immer noch, dass der Körper des Hundes irgendwie dazu gebracht wird, etwas bestimmtes zu tun.
Aus Gewohnheit und durch Einsatz von Zuckerbrot und Peitsche soll das Tier dann mit der Zeit begreifen, was von ihm verlangt wird. Mit einer solchen Einstellung kann es mit dem Clickertraining kaum etwas werden.“
Sabine Winkler weiter:
„ Für einen Clickertrainer macht es im Gegensatz dazu wenig Sinn , nur den Körper des Hundes zu bestimmten, mehr oder weniger widerwillig ausgeführten, Bewegungen zu bringen. Er kommuniziert statt dessen, mit dem Clicker als Mittel der Verständigung, intensiv mit dem Hund und versucht, in dessen Kopf etwas zu „bewegen“.
Im Weltbild eines Clickertrainers gibt es keine Begriffe wie „Unterordnung“ oder „Gehorsamsverweigerung“.
Reagiert ein Tier nicht wie gewünscht oder beachtet ein vom Trainer gegebenes Signal nicht, sieht der Clickertrainer darin einfach ein Trainingsproblem oder einen noch nicht abgeschlossenen Trainingsprozess und keinen Machtkampf zwischen sich und dem Hund.“
Genau diese Sichtweise ist der Unterschied!
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Deshalb macht Clickertraining Spass und die Beziehung wird in Lernsituationen nicht mit negativem Beigeschmack, nämlich mit Angst vor Einwirkungen des Menschen, belastet, sondern durch die gemeinsame Freude an der Arbeit gefestigt und intensiviert.
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Der Clicker-Hund will (!) mit seinem Menschen etwas tun und natürlich kann man, auch wenn man den Clicker im Alltag integriert hat, der Boss bleiben , was ja manchmal nötig ist.
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Und im Übrigen gibt es auch bei uns Clickertrainern, zumindest bei mir und meinen Hunden , Situationen im Alltag, die es erfordern den Hund an die Regeln zu erinnern. Allerdings ist das eher die Ausnahme, denn dank des klaren Trainings mit dem Clicker, wurde den Hunden das Verstehen von Regeln und Grenzen leicht gemacht und es gibt nur wenig Missverständnisse zwischen uns und was sie können ist in jeder Situation abrufbar, weil sie die Chance hatten angstfrei zu lernen.
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Clickertraining ist sehr fehlertolerant ,
dafür haben viele traditionell arbeitende Trainer kein Verständnis. Denn der Hund muss, promt und ohne Widerworte und möglichst beflissen , dem Hundehalter zum Gefallen reagieren. Deshalb greift man in der einen oder anderen Hundeschule dann auch schnell mal zum Sprühhalsband oder anderen sogenannten Erziehungshilfen. Immer in der Hoffnung auf schnellen Erfolg und der Hund bleibt auf der Strecke…..
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Humor hat da leider keinen Platz – dabei ist Lachen so gesund und befreiend, auch für Hunde!
Und hier die Welpen am Freitag:
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