30.10.2012 Herbststimmung

herbst.jpg30.10.2012,

Herbststimmung und Gelassenheit  

.

Für mich ist der Herbst, wenn er so schön trocken, bunt und manchmal sonnig ist, die schönste Jahreszeit.

.

Auch in meinem Leben ist es ja bereits Herbst und bis auf einpaar Aua´s hier und einpaar Aua´s da würde ich die Zeit nicht zurück drehen wollen.

.

Es ist ein bisschen mehr Gelassenheit eingezogen und Weitsicht. Eigentlich genau das, was so manchem Hund-Mensch-Team gut tun würde. Aber alles hat eben seine Zeit.  

.

Gelassenheit gehört wahrscheinlich eher ins Alter, denn es hat etwas mit Loslassen zu tun und damit,  Dinge so lassen zu können, wie sie sind. Nicht zu verwechseln mit Gleichgültigkeit.
Es hat auch damit zu tun abwarten zu können, bis die Zeit reif ist.

.

Für die Arbeit in der Hundeschule bedeutet das,  Menschen und Hunde zu begleiten, immer wieder das gleiche zu erzählen, immer wieder zuversichtlich zu glauben, dass alles gut wird. 

.

herbstbild.jpgFür meine eigenen Entwicklung bedeutet es ,  nicht mehr alles wissen und alles mitmachen zu müssen, dabei sein zu müssen um mitreden zu können. Seit 1 oder 2 Jahren hab ich keine Fortbildung mehr besucht  L, dabei gibt es so viele Neuerungen und man kann heute sogar an Seminaren teilnehmen ohne das Haus zu verlassen und den Hintern aus dem eigenen Sessel zu bewegen, webinare nennt man das und ich komm mir unendlich alt vor … Aber so ist es auch vorgesehen, denn die Jungen stehen schon am Start und scharren mit den Hufen!  

.

Und außerdem:  ich hab ja Gudrun ;-)) – sie ist mittendrin, kann nicht genug kriegen von neuen Erkenntnissen und  schon allein durch facebook hat sie immer Austausch mit Kollegen und die neuesten Informationen und weiß, was sie noch unbedingt auf ihren Wissensberg drauf häufeln muss.  Das ist ja auch gut so , denn es passiert  gerade ziemlich viel in der Hundefachwelt.   

.

Zum Beispiel verschafft sich  die Verhaltensmedizin mehr und mehr Gehör. Durch sie erfahren wir mehr über Stoffwechselstörungen, die dazu führen, dass Hunde sich auffällig verhalten. Früher winkten Tierärzte ab,  wenn man mit der Vermutung kam, das z.B. etwas mit der Schilddrüse nicht in Ordnung sein könnte. 

.

Gut ist auch, dass immer mehr  wissenschaftliche Erkenntnisse hinsichtlich Sozialverhalten und Kommunikation ins Training einfließen. Davor kann sich eigentlich kein guter Trainer mehr  verschließen und eine gewisse Kontrolle hat dadurch Einzug gehalten in die Hundeschulen. Wir können immer mehr zwischen gut und schlecht unterscheiden und das ist wichtig angesichts der Masse an Hundeschulen.  

.

Es gibt inzwischen gute und fundierte Ausbildungen zum Hundetrainer und Verhaltensberater und vielleicht ist die Berufsbezeichnung irgendwann auch einmal geschützt, was wünschenswert wäre, damit nicht jeder, der mal gerade einen Hund von einer Katze unterscheiden kann, den Leuten als Trainer das Geld aus der Tasche ziehen kann.  

.

Aber für mich kommt diese Möglichkeit einpaar Jahre zu spät. Ich mach  gerne irgendwann Platz für die Jungen. Bis dahin  geh ich weiter meinen Weg „pro Hund“ und hoffe, dass ich noch vielen Teams effektiv zur Seite stehen kann, auch wenn ich fortbildungsmäßig nicht mehr alles mitnehme was aktuell an „Muss“ in der Trainerszene geboten wird.

.

Vielleicht gleiche ich es ein bisschen durch Erfahrung aus – und hier schöpfe ich vor allem aus der beruflichen Erfahrung mit Kindern und Eltern.

Mit Hunden ist es wirklich nicht anders!

Auch hier geht’s um Erziehung, Beziehung, Entwicklungsstufen und Störungen 

.

image_bulli_auf_schaukel.jpgBesonders deutlich wird das zur Zeit in den  Junghundgruppen . Hier ist so mancher ab und zu am Ende seiner Kraft und ich hoffe , dass ihr alle unbeschadet durch  die Flegelmonate kommt. Bei Menschenkindern spricht man ja von Jahren, aber das geht mit den Vierbeinern schneller, ihr werdet es sehen. Haltet gelassen durch! 

.

Letztens hat Gudrun eingebracht,  dass es ja durchaus Trainingsansätze gibt, die in dieser pubertären Zeit des Wachsens und Reifens, die Übungen den veränderten biologischen Bedingungen anpassen.

Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht, aber im Prinzip kommt man anders auch gar nicht weiter und unbewusst und aufgrund der jahrelangen Erfahrung  setzen wir das in den Gruppen auch um: 

Wir haben immer wieder die gleichen Schwerpunkte in den Stunden und weisen darauf hin, dass Wiederholungen im Alltag sehr wichtig sind.  Zwar ist der Rahmen immer ein anderer in den Stunden, sonst wird es ja auch langweilig, aber der Schwierigkeitsgrad hat sich in den vergangenen Wochen kaum verändert. Schließlich merken doch alle Junghundbesitzer ziemlich deutlich, dass sich ihr Hund verändert, aufmuckt  und ganz andere Ideen einbringt, als sein Mensch sich gerade wünscht. . 

Die gute Botschaft ist: das ist ganz normal!!!

 

image_hundenase_im_zaun.jpgDer Hund ist manchmal wie gekniffen, kaum erreichbar und stark reizanfällig. Das liegt an der veränderten hormonellen Situation.

Aber nicht nur die körperlichen und seelischen Veränderungen sind dramatisch. Besonders auch das Gehirn befindet sich in der Pubertät im Umbau , es wird sozusagen runderneuert – wie bei menschlichen Jugendlichen auch. 

Man fand heraus , dass in der Pubertät viele Nervenverbindungen , wie in einem Ausleseverfahren zugrunde gehen. Die die viel genutzt werden bleiben, die die selten in Gebrauch sind sterben ab.

Das Gehirn macht sich sozusagen bereit für die Herausforderungen des Erwachsenwerdens. Das ist bei Hunden genau so ! 

.

Die Pubertät ist ein Meilenstein in der Entwicklung und hat den Zweck, dass  sich der Jugendliche von den Eltern ablöst, sonst kann er nicht erwachsen werden.

Dazu gehört das Aufmüpfigsein, Widerworte, Streitlust, Risikofreude und der Größenwahn. Spätestens hier erkennt ihr alle eure Hunde, oder?  

.

image_ein_bad_mu_sein.jpgNun wollen wir aber nicht, dass sich unsere Hunde von uns ablösen,  im Gegenteil, sie bleiben schließlich bis zu ihrem Lebensende in unserer Obhut und durch uns fremdbestimmt. Das ist unser Dilemma.  Denn dennoch läuft das biologische Programm ab, ob wir wollen oder nicht. 

.

Die Bereitschaft Grenzen zu überschreiten und auszutesten um sich weiterzuentwickeln hat die Natur so eingerichtet, damit ein Lebewesen eigenständig überleben kann.  

.

Es bleibt uns gar nix anderes übrig, als diesem biologischen Programm Raum zu geben. Das bedeutet natürlich nicht, dass ihr euch von eurem Hund nun überall hin ziehen lassen sollt und auch nicht, dass ihr denken sollt „kommt er heut nicht, dann kommt er morgen…“.  Es bedeutet lediglich, dass ihr mit eurem Wissen und der Einsicht in diese schwierige Problematik, einen langen Atem entwickeln müsst. Gelassenheit und Geduld sind hier gute Ratgeber. Werdet nicht müde dem Hund immer wieder zu erklären, wie ihr etwas gerne hättet. Denkt dran, die Nervenverbindungen die stets genutzt werden werden stark und irgendwann werdet ihr das, was ihr nun mühsam hineingebt,  auch einfordern können. Das ist dann wie Weihnachten und Ostern zusammen. Darauf arbeitet ihr hin.  

.

Auch wenn es zur Zeit aussieht als hätten sie alles vergessen, was sie schon so schön konnten,  irgendwann erinnern sich alle wieder was „sitz“ und „fuss“  heißt! Es ist in dem Behälter mit den grauen Zellen einfach nur untergegangen und eine Weile verschüttet.  

.

2012_fliegende_hunde.jpgVersucht eure Übungen, die unbedingt und täglich nötig sind, so zu gestalten, dass ihr eurem Hund  zum Erfolg verhelft.  Rücksichtnahme, Geduld und ein realistischer Plan der auf Wiederholungen setzt und nicht auf Steigerung,  scheint mir sinnvoll zu sein.   

.

Gudrun hat kleine handliche Trainingstagebücher, vielleicht wäre das für den einen oder anderen hilfreich. Sprecht sie einfach mal darauf an.  

.

Auch zu den Wartesituationen während der Gruppenstunde möchte ich noch etwas sagen.  Das sind eigentlich die schwierigsten Momente für den Hund, wenn andere sich bewegen, vielleicht sogar Leckerchen suchen dürfen und er selbst muss sich zurückhalten. 

Das Ziel heißt also in allen Wartesituationen: „gelassen aushalten, leise zuschauen, möglicherweise sogar sich zu entspannen“. 

kneuel.jpgDas ist ein bedeutendes Lernziel und anfangs schwieriger als die Übung, die gerade die andern machen. Es ist die Arbeit an der Impulskontrolle und noch viel mehr.  Deshalb raten wir immer dazu, das jeder Hund seine Decke hat auf die er gehört. Da wo sein Mensch sich setzt , soll der Hund sich ruhig und gelassen verhalten können. Die Decke kann das vereinfachen und der Hundeführer, der Ruhe und Gelassenheit ausstrahlt auch.     
 
© 2024 Die Hundeschule im ATH
Impressum - Datenschutz