2.2.2015 Die
Hundeschule wechseln oder durchhalten???
Diese Frage stellt sich eher weniger, wenn man einen
unkomplzierten Hund hat, der ganz von alleine in die Menschen-Welt findet und
die darin befindlichen vielen Tabuzonen
und Grenzen ohne Widerworte anerkennt: den Plüschhund!
Alle anderen Hunde haben es nicht so leicht. Sie
kommen nicht vom Fliesband, sondern sammeln schon im Mutterleib ihre ersten
Erfahrungen und dann beim Züchter und
dann beim Halter und dann vielleicht in der Hundeschule. Je nachdem an wen sie
jeweils geraten sind, wird ihr Leben glücklich
oder unglücklich verlaufen, denn sie sind und bleiben ihr Leben lang
fremdbestimmt.
Erfahrungen
sind der Motor der Entwicklung und die können für das ganze Leben Weichen
stellen.
Deshalb könnte sich so mancher
zukünftige Hundehalter so manches Problem ersparen wenn er bei der Anschaffung
Wert auf einen guten Züchter legt. Das fängt mit guter Aufzucht an (und diese
Welpen haben ihren Preis) und geht mit der Überlegung "welcher Hund passt zu mir"
weiter.
Alle Hundeschulkunden, die ich in fast 13 Jahren
Hundeschule kennengelernt habe, wollten
für ihren Hund „nur das Beste“. Natürlich ist das was wir „das Beste“
nennen immer abhängig von dem eigenen
Weltbild, der eigenen Sichtweise, denn auch Hundehalter sind ja durch Erfahrung
zu dem geworden was sie heute sind. Deshalb glauben die einen mehr an
Dominanztheorien und die andern weniger. Deshalb sind einige in der Lage sie in
Frage zu stellen und andere nicht.
Es ist immer schwer sich neuen Ideen zu öffnen, auch
wenn sie wissenschaftlich untermauert sind, wenn sie zu alten Überzeugungen und
Vorgehensweisen nicht passen. Wenn man
nun auch noch feststellen muß, dass man sehr viel falsch gemacht hat, vielleicht sogar seinem
Hund geschadet hat und für seine Probleme nun
mitverantwortlich ist, das ist schwer zu ertragen.
Ja, wenn man in die Zukunft gucken könnte, wäre
vieles einfacher. Am Freitag erzählte mir eine Hundeschulkundin, dass ihr Hund
Probleme mit Leine, Halsband und Geschirr hat. Er wollte als Welpe das
Grundstück nicht verlassen um Gassi zu gehen. Wie vielen Welpen war ihm die Welt
noch zu unheimlich und er brauchte noch Zeit sie sich in Ruhe zu erschließen..
Die damals besuchte Hundeschule gab folgenden Rat: Hinterherziehen bis der Arsch
glüht…….
Hätte sie
doch bloß die Hundeschule gewechselt – nein !
wäre sie doch bloß erst gar nicht hingegangen….!
Manche Probleme sind selbst gemacht und manche kauft
man mit. Der Hund ist wie ein Päckchen, das man vorher nicht öffnen kann. Was
drin ist erfahren wir erst im täglichen Miteinander – früher oder später. Manchmal
stellen wir nach einiger Zeit fest, dass wir überfordert sind, mit dem was da
an die Oberfläche kommt und vielleicht , dass wir einfach nicht zusammen
passen...
Das ist für uns sehr schlimm, denn wir haben uns auf
diesen Hund eingelassen, wir lieben ihn, wenn er nicht gerade seine
„schlechte Seite“ zeigt und die Kinder anknurrt, die Oma anspringt, den Besuch
fixiert, wenn er sich bewegt. Oder wenn er die Wohnung zerlegt, wenn er einpaar
Stunden allein bleiben muß, sich weigert
ins Auto einzusteigen, mein und dein nicht auseinander halten kann und alles
was rumliegt bewacht, sich nicht
anleinen läßt, jeden Zaun überklettert und in seiner Not, die wir nicht
verstehen, vielleicht sogar zubeißt.
All das kann vorkommen und seinen Anfang genommen
haben im Mutterleib der gestreßten Hündin, oder
beim Züchter, der die Welpen abgeschirmt und reizarm gehalten hat oder
eben beim neuen Besitzer, der in seiner Unsicherheit, auf Rat der Hundeschule,
den ängstlichen Welpen an der Leine vom Grundstück gezogen hat ( „bis der Arsch
glüht“….siehe oben).
Damit sind wir wieder bei der Hundeschule. Wechseln
oder dranbleiben, wenn wir mit unserem Problem nicht weiterkommen.
Ich glaube man muß sich da wohl auf sein Bauchgefühl
verlassen. Schließlich betrifft der Besuch einer Hundeschule nicht nur den Hund. Zumindest hier bei uns
geht es um beide, Mensch und Hund. Äändern muß sich meist der Mensch, wenn er
will, dass sein Hund ein anderes Verhalten zeigt. Und damit sind wir auch schon
beim eigentlichen Problem.
In einer Gruppe, wenn sie auch nur aus 4 Teams besteht, wie hier bei uns, können ernsthafte Probleme nicht gezielt
behandelt werden. Zumindest ist es
ratsam, die häuslichen Probleme, zusätzlich in individuellen Einzelstunden
anzugehen. Manchmal ist es auch ratsam,
einen überforderten Hund nicht einer Gruppensituation auszusetzen, weil
er die auf ihn einströmenden Reize nicht verarbeiten kann. Gestresst kann man
nicht lernen !
Wir bemühen uns immer für spezielle Hunde auch
spezielle Lösungen zu finden. Auch wenn
diese Lösungen für die Hundeschule finanziell eher unvorteilhaft sind. Mir ist wichtig, dass durch so eine besondere
Maßnahme, ein Hund vielleicht irgendwann
wieder gruppentauglich ist und Hund und Halter gemeinsam Spass haben können.
Manchmal führt der Weg dahin eben über eine
Zweiergruppe oder über einen besonderen Workshop oder über einige Einzelstunden
– aber immer führt er über das tägliche Training im häuslichen Umfeld, was dem
Halter keiner abnehmen kann. Auch das
Aneignen von Hintergrundwissen
muß der Halter allein hinkriegen, wir können hierzu nur Tips geben und
Themenabende anbieten. .
Natürlich schreibe ich diese Geschichte aus aktuellem
Anlass. Es kommt immer wieder mal vor, dass uns jemand verläßt, weil er
unzufrieden ist, weil er nicht schnell genug weiter kommt mit seinem Problem
und sich woanders den Durchbruch erhofft.
Meist sind es die Hunde mit einem speziellen Problem, die von einem zum
andern Trainer wandern müssen. Schnelle Lösungen für ernste Probleme gibt es
eben nicht. Oft ist es auch sehr
aufwendig und mühsam durchzuhalten, wenn Angst mitspielt und die Familie und
Kinder mit betroffen sind .
Und dann beharren wir auch noch auf unserem
Standpunkt, dass man mit aversiven Methoden nicht weiter kommt und so manch ein
Halter fühlt sich unverstanden.!
Besonders bei unsicheren und ängstlichen
Hunden ist man mit Härte und
Durchgreifen schlecht beraten , denn was
zunächst dadurch zu funktionieren scheint, kann schnell ins Gegenteil
umkippen. Strafe und ähnliches ändert
nicht den Auslöser der Angst. In
besagtem Fall haben wir natürlich Einzelstunden vor Ort, also im häuslichen
Umfeld angeboten und selbstverständlich wurde ein Maulkorbtraining empfohlen.
Dass man bei Problemen auch immer ein
offenes Ohr hat , auch am Telefon , versteht sich von selbst, aber
Telefonberatung immer wenns brennt bringt keine Lösung. Genau so versteht sich von selbst, dass ein
engagierter Trainer Mitarbeit erwarten kann und dass Management-Empfehlungen in
die Tat umgesetzt werden sollten.
Vielleicht ist es mit einer neuen Hundeschule
einfacher, weil man unbeschwert und von vorne anfangen kann . Empfehlungen können nun vielleicht besser
angenommen werden, weil man sie nicht zum ersten mal hört und sie damit mehr
Gewicht bekommen. Und vielleicht hat man
Glück und der neue Trainer kommt der eigenen Sichtweise der Dinge entgegen, was
natürlich auch Pech bedeuten kann.
Ich finde in einem Wechsel steckt die Chance ein
Problem neu zu beleuchten und mit neuer Motivation noch einmal durchzustarten.
Das finde ich durchaus sinnvoll, wenn man sich festgefahren hat.
Ich wünschte mir so selbstbewußte Kunden, die so
etwas ansprechen und sich nicht unzufrieden abwenden und es dann „erstmal eine
pause machen “ nennen. Damit ist oft keinem geholfen, weder dem Hund noch
seinen Menschen. Man könnte gemeinsam überlegen mit welchem Trainer man weitermachen
könnte, wer welche Erfahrungen hat und
welche Vorgehensweise bevorzugt, wir kennen genug.
Im Übrigen glaube ich, dass die besten Trainer die sind, die sagen
können, dass sie nicht alles wissen oder auch mal keine Idee mehr haben. Nur in
diesem aktuellen Fall ist man leider
gegangen ohne vorher die Angebote , die gemacht wurden, auszuschöpfen.
Also, liebe Leute, wir haben Verständnis für eure
Sorgen und immer ein offenes Ohr, auch wenn Ihr mal an uns zweifelt und Kritik
von Euch kommt. Sagt es einfach und ihr werdet sehen, wir sitzen auf keinem
Thron und wir setzen uns gern mit Kritik und Hinterfragungen auseinander. Versucht
es einfach.
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