25.3.2015, Gassigehen –
gemeinsam statt einsam……
Das war unser
Motto am letzten Sonntag. Ich fand es war ein sehr schöner Spaziergang mit 12
Hunden und ihren Menschen. Entsprechend waren auch die Rückmeldungen. Leider
gibt’s nicht von allen Fotos.
Auf so einem
Spaziergang , an dem alle Hunde – auch spezielle Hunde, teilnehmen können, gibt
es natürlich Regeln, damit es klappt. Alle Hunde mußten an der Schleppleine
bleiben. Nicht jeder Hund mag die direkte Kontaktaufnahme mit einem andern Hund
und dem mußte Rechnung getragen werden. Ihr
habt das alle super hingekriegt.
Wir wollten
zeigen, dass ein Spaziergang sehr viel mehr sein kann als frische Luft
schnappen und sich die Beine vertreten. Ein Spaziergang kann für Vier- und
Zweibeiner zu einem Abenteuer werden
oder zu einer spaßigen Lernstunde
oder zu einer gemeinsamen Wohlfühl- und
Entspannungsrunde. Wir wollten von allem etwas hineinpacken. Wie ihr
bewiesen habt, geht das sogar in der Gruppe, wenn man vorrausschauend handelt, sich in Geduld und Gelassenheit übt und anderen Teams mit Wohlwollen begegnet, egal auf welchem
Entwicklungsstand sie sich in ihrer Teamfindung gerade befinden.
Auf unserem
Spaziergang kannten sich nicht alle Teilnehmer. Sie waren deshalb gefordert
nicht nur auf ihren eigenen Hund zu achten, sondern auch immer den fremden Hund
zu berücksichtigen und Achtsamkeit bei
Begegnungen, beim Überholen, beim Vorbeigehen zu zeigen. Ich fand es hat sehr gut geklappt, denn
alle hatten Verständnis und Einfühlungsvermögen.
Nicht alle
Teilnehmer kannten unsere Arbeitsweise, sie waren Gäste. Eine davon war
erstaunt über die vielen Probleme die bei einigen sichtbar wurden und sprach
von der Spitze des Eisberges und „schließlich will man ja dass der Hund im
Alltag funktioniert und da müsste man ja schon mal durchgreifen……“.
Ich hab mich
gefragt, ob ich auf dem gleichen Spaziergang war, eine rosa Brille getragen habe oder vielleicht etwas übersehen habe , wo ich doch
so zufrieden war. Klar hab ich gesehen, dass da auch Probleme waren. Aber ich
seh dann eher die kleinen Verbesserungen
zum letzten Spaziergang oder die Zuversicht
die wächst. Auf diese Weise, nämlich positiv arbeitend und zuversichtlich denkend, will ich auch weiter hinsehen und über Vorgehensweisen nachdenken.
Die Anmerkung kam
von meinem aktuellen Feriengast. Sie ist
sehr stolz auf ihre beiden wohlerzogenen Hunde, die beide auch die
Begleithundprüfung haben und Obedience und Agility machen. Hier in der
Einzelstunde mit ihr, legte sie sehr viel Wert auf korrekte Ausführung ihrer
Kommandos – egal ob im Spiel oder in der
Arbeit. Sie unterscheidet beides nicht, so dass selbst in Situationen, in
denen es egal ist, ob der Hund perfekt am Bein klebt oder nicht, es dennoch
gefordert wird. Dadurch entsteht
natürlich sehr viel Stress und
Anspannung, auch da wo es eigentlich Spass machen soll.
Sie erklärte mir , dass sie Körperspannung und Konsequenz beibehalten müsse,
damit der Hund in der Obedience-Stunde keine Fehler macht. Er könne das sonst nicht
unterscheiden. Sie war wirklich nett und ich wollte sie nicht verletzen. Ich mußte anfangs sehr oft tief durchatmen und
mich in Zuversicht üben…..
Für mich bedeutet
es, dass hier das alltägliche Leben gefahr läuft zum Obediencetraining zu
werden und der Spass und die
Ungezwungenheit, die Leichtigkeit und die Gelassenheit auf der Strecke bleiben.
Im Verlauf der Woche hat sich unser Training ein bißchen verändert. Die Hunde
durften einfach sitzen – schräg oder gerade war egal – und wir hatten Spass und
Erfolgserlebnisse bei der Ziel-Objekt-Suche.
Was hat Erziehung
und Training für eine Bedeutung, wenn sie dem Hund nicht helfen, das weite Feld
des Alltags und des Zusammenlebens mit uns, zu verstehen. Was nützen die bestandenen Prüfungen zum Begleithund,
zum Hundeführerschein oder zur Sachkunde, wenn
der Geist dabei abstumpft, müde und dumm wird, weil ein Lebewesen degradiert wird
zum Befehlsempfänger.
Hundeerziehung ist
eine Gradwanderung, das geb ich zu. Konsequenz ist wirklich wichtig, weil
der Hund keine Orientierung im täglichen Miteinander hat, wenn es mal hü und mal hot heißt.
Aber im Leben gibt
es eben nicht nur schwarz oder weiß – es gibt ganz viele Grautöne. Ganz viele
Situationen, die man entspannt
durchleben könnte, wenn man sich gut
versteht und die Anforderungen den Gegebenheiten angepaßt sind.
Man muß doch nicht mit Kanonen auf Spatzen schießen. Soll heißen, man muß ja
nicht immer einen Vorsitz fordern, wenn der Hund einfach nur freudig
herankommen soll. Oder man muß ja nicht immer und grundsätzlich ein korrektes
„fuss“ einfordern, wenn es reicht, dass der Hund sich in der Nähe aufhält.
Erklärt dem Hund
auf faire Weise die Welt und sorgt für einen ausreichenden Wortschatz und
entsprechende Sichtzeichen. Das macht den Henkel am Hund überflüssig und es
gibt weniger Missverständnisse.
·
So
gibt es bei uns ein sogenanntes Alltags- „fuss“, da müssen meine beiden Damen
möglichst nah bei mir und jede auf der richtigen Seite sein und bleiben. Das
findet z.B. Anwendung bei Hundebegegnungen. Wobei aber hier der Hund immer die
Möglichkeit hat, auf meine andere Seite zu wechseln, wenn ihm der
entgegenkommende Hund nicht ganz geheuer ist und der Weg eng ist.
·
Dann
gibt es bei uns das „fuss-ran“ beim Obedience oder beim Dogdancing, da soll der
Hund sehr nah und schön parallel an mir kleben (naja, ich hab es nie so eng
gesehen….).
·
Dann
gibt es noch das „hier bei mir“ für unterwegs, da wissen beide, sie sollen sich
in meinem Dunstkreis bewegen, aber sie müssen dazu nicht die jeweils richtige Seite
einnehmen und auch nicht „bei fuss“ gehen – z.B. vor einer unübersichtlichen Wegbiegung.
·
Und
außerdem gibt es bei uns das Signal „andere Seite“. Der Hund soll auf meine
andere Seite kommen , weil vielleicht Autos sehr dicht an uns vorbei fahren ….
Je
größer der Wortschatz ist, um so einfacher ist es, den Hund gelassener durch Alltagssituationen zu führen und zu begleiten.
Wieviel Freude
kann man miteinander haben, wenn wir uns als Partner und als Freunde erleben, wenn wir gemeinsam albern sein
können und auch mal über Fehler lachen können. Wer von uns Zweibeinern ist schon perfekt? Wir sind unvollkommen,
fehlerhaft, chaotisch, speziell – normal halt, jeder auf seine Weise. Ein
Lebewesen eben – genau wie unser Hund. Also
sollten wir fair sein und unsern Hund nicht nur von oben herab betrachten, sondern auch mal auf Augenhöhe.
Das kann man aber
erst, wenn wir uns wirklich von alten Glaubensbekenntnissen verabschiedet
haben. Wenn nicht mehr die Angst vor dem
dominanten Hund, der die Weltherrschaft übernehmen will, in unsern Köpfen festsitzt.
Sich wirklich frei zu machen von diesen alten Gespenstern in der Hundeerziehung
ist nicht so leicht. Besonders wir älteren Hundehalter sind damit aufgewachsen,
haben vielleicht selbst noch auf dem
Hundeplatz im Schäferhundverein mitgebrüllt. Weil es normal war.
Ein Umdenken hat
längst begonnen nur ist es noch nicht bei allen angekommen, wird ja auch
verhindert durch TV-Sender die es lieber spektakulär haben. Aber das ist eine
andere frühere ATH-Geschichte.
Es ist echt nicht einfach seinem Hund auf
Augenhöhe zu begegnen ;-))) aber es lohnt sich!
Nun hab ich mich
schon wieder aufgehangen – eigentlich wollte ich ja von unserm Spaziergang
erzählen, der nämlich doch sehr schön war:
Ein Spaziergang für den Hund, für die Gemeinsamkeit und als Anregung für
alle zukünftigen Gassirunden.
Es gab
Unterwegsaufgaben für die Zwei- und für die Vierbeiner. Jeder bekam
Aufgabenkärtchen in die Hand.
So gab es Aufgaben
zum Rückruf,
zur Impulskontrolle, für die Nase, für die Entspannung, für Begegnungen
und zur allgemeinen Freude – ohne Machtkämpfe.
Mir hat es gut
gefallen und ich denke, wir machen das mal wieder.
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