16.8. 2015, Veränderungen…….
Seit
der letzten ATH-Geschichte im März ist es
an meiner Schreibfront ruhig geblieben. Ich konnte mich einfach nicht
aufraffen.
Mein
Handgelenksbruch im April hat mich zum Runterfahren mit allem gezwungen. Alles
hat schließlich einen Sinn – auch so ein blödes Missgeschick. Nun ist das
Handgelenk zwar wieder gerichtet, aber immer noch nicht so wie es sein soll ,
nicht schmerzfrei und noch nicht wirklich einsatzfähig.
Aber
nicht nur das macht mich schreibfaul.
Das
Niederschreiben von Gedanken zum Training, zu Methoden und Einstellungen, dem
Hund gegenüber, macht mir irgendwie keinen Spass mehr. Immer öfter hatte ich schon beim Schreiben das
Gefühl mich zu wiederholen und außerdem : das Internet ist voll von guten und
schlechten Informationen. Was soll ich da noch meinen Senf dazu geben?
Als
Ignorant von Netzwerken, wie facebook usw, wo man sich austauscht und
befreundet, fühl ich mich auch nicht mehr so richtig zur aktuellen Trainerszene
dazu gehörig. Ganz ehrlich: mich nerven
die Diskussionen über Begrifflichkeiten, das Denken in Schubladen und das
Einteilen in gute und böse Trainer, das übereinander Herziehen und das respektlose
gegenseitige Abwerten. Zuviel negative Energie, finde ich…….
Andererseits
bin ich natürlich froh, dass sich in der Hundeszene in den letzten 13 Jahren,
seit ich aktiv dabei bin, soviel bewegt und inzwischen so viel erforscht und
wissenschaftlich belegt wurde. Das hält zwar die ewig Gestrigen nicht davon ab,
an alten überholten Methoden weiterhin festzuhalten, aber die Chance ist groß,
daß immer mehr Wissen, Empathie, Achtsamkeit und Freude ins Hunde-Training
Einzug halten – nicht zuletzt durch eben diese Netzwerke. Auch wenn ich meine Weisheiten in Zukunft mehr
für mich behalte werdet ihr immer
informative Links auf meiner Seite
finden und noch mehr auf Gudruns, die ja , auch durch ihre Cumcane-Ausbildung ,
auf allen „Hochzeiten“ aktiv mitmischt.
Was
mich betrifft: Ich werde müde mich mit Fachwissen auf dem neuesten Stand zu
halten. Ich habe das Gefühl, dass das Rad immer wieder neu erfunden wird und das raubt
mir zuviel von meiner Zeit , die ich anders verbringen möchte. Es wird mir
immer klarer: Meine Hundeschule – das ATH -
ist ein Auslaufmodell .
Meine
Erfahrung in der Elternarbeit – 40 Jahre
- früher mit Eltern von Kindern, heute mit Eltern von Hunden ist ein großer
Schatz. Aber irgendwann begann das Thema Kinder und Entwicklungsauffälligkeiten
zu nerven – schließlich ist man ja noch mehr als sein Beruf. Der Verkauf der
Praxis vor 2 Jahren war eine gute Entscheidung, denn ich begann in Team- und
Fallbesprechungen immer öfter Parallelen zu Fällen in der Hundeschule zu sehen
und anzuführen. Das war zwar oft
ziemlich lustig, aber auch ein Zeichen!
Was
jetzt mit mir passiert ist ähnlich: Andere Themen werden wichtiger und meine
Arbeit in der Hundeschule fußt auf meinen Erfahrungen und Überzeugungen. Ich
muß und will nicht mehr zwanghaft lesen wie neue Trainer die alten und immer
gleichen Probleme angehen. Ich weiß, ich begebe mich da auf ganz dünnes Eis.
Schließlich sagen die ewig Gestrigen ja nix anderes. Sie haben früher mit
Würger und Ruck gearbeitet und tun es heute noch. Aber ich glaube eben es geht,
wenn man es mit Lebewesen zu tun hat, nicht nur um die Methoden.
Es geht um
Respekt, Wertschätzung und Mitgefühl. Wenn das alles da ist erzieht und
trainiert man mit Liebe, Geduld und Gelassenheit und sucht sich Trainer mit einer freundlichen
„Werkzeugkiste“. Selbst hierzu gibt es
Listen im Internet, facebook macht es möglich, das ist toll!
Ich
will nun nicht sagen, dass ich die Hundeschule bald abgebe, nicht in den nächsten 2 , 3
Jahren. Es macht mir ja immer noch Spass in den Gruppen , besonders in den
Welpengruppen, dazu beitragen zu können, den Hund nicht mehr als unbeseelten Befehlsempfänger
zu sehen, sondern als Partner und Freund.
Wie ein lieber Freund soll er
behandelt werden und an unserm Leben teilhaben dürfen – das ist schon die halbe
Miete. Eine gemeinsame Sprache zu finden,
zu erfahren wie Lernen funktioniert und dem Freund in schwierigen Phasen den
Rücken zu stärken, wäre die andere Hälfte.
Meine
Hunde sind mir so nah wie meine Kinder , möglicherweise inzwischen noch näher,
denn meine Kinder leben ihr, inzwischen,
erwachsenes Leben. Meine Hunde bleiben
bis zum Ende auf mich angewiesen und von mir abhängig und wir leben unsere Unzertrennlichkeit.
Schon
seit Monaten sind es in meinem Kopf und
in meinem Herzen „unsere letzten Monate“
zu dritt. Ich bereite mich innerlich
vor, auch wenn man das eigentlich nicht kann.
Im April hatte Leni ihren 13ten Geburtstag.
Nie im Leben hab ich daran geglaubt, dass sie so alt wird. Wenn Ihr meine
ATH-Geschichten lest, dann habt ihr ja
schon in den Geschichten vom
30.10.12 und 6.1.13 meine
Endzeitstimmung herauslesen können.
Nun
ist sie tatsächlich sehr alt geworden
und ihr Körper zeigt es auch. Manchmal denk ich, nur ihre hintere Hälfte ist tatsächlich am Ende. Aber vom Kopf bis zur
Mitte zeigt sie soviel Energie, Stärke und
Lebensfreude, dass bei ihr vorne und hinten nicht zusammen passen.
Vielleicht
erreicht sie ja noch ein biblisches Alter , trotz Niereninsuffizienz und der
ganzen andern Auas. Wie sagt Gudrun immer so schön „die Hoffnung stirbt
zuletzt“.
Dennoch
Ihr Ende beherrscht meine Gedanken und meinen Alltag. Seit sie manchmal nicht
mehr hoch kommt, schlaf ich schlecht.
Sie trinkt auch nachts, der Napf steht neben ihrem Bett, aber sie muß dazu
aufstehen. Immer wieder schau ich ob sie
mich braucht oder , wenn sie ganz ruhig liegt, ob sie noch atmet. Ich wünsche mir , dass sie einmal in ihrem Bett
friedlich einschläft. Das würde mich glücklich machen, nicht über ihr Ende
entscheiden zu müssen.
Am
Tage schau ich wie sie läuft, ob sie mehr als gestern schwankt, die Hinterbeine
den Spaziergang schaffen oder ob wir ihn ausfallen lassen. Wieviel trinkt sie? Halten
ihre Nieren noch eine Weile durch? Wenn
sie liegt, passiert es manchmal das die
Hinterbeine „falsch“ liegen. Die
Koordination beim Aufstehen klappt dann nicht. Sie läuft manchmal als hätte sie
Gummibeine. Ist es die Kraftlosigkeit oder hat sie kein Gefühl? Wenn sie ihr
Spielzeug totschüttelt kippt sie manchmal hinten um und ich glaube sie findet
das inzwischen ganz normal, steht auf und macht weiter.
Ich
ziehe Zäune, damit sie nicht unbeobachtet die Böschung zum Bach runterkullert ,
denn nur da unten schmeckt das Gras lecker. Ich freu mich, wenn ich sehe, wie
sie sich über Besuch freut und losrennt in der Hoffnung ein Leckerchen
abzustauben.…...
Sie
hat eigentlich Narrenfreiheit. Sie darf jeden Besuch anbetteln und am Zaun
fremde Hunde anmachen , sie darf vergessen, dass man keine Hühnerkacke frißt
und sie dürfte sich nun auch das bisher heilige, getrocknete Brot von der
Heizung nehmen, das weiß sie nur noch nicht.
Sie darf Daschka das gelbe Quietschi klauen , obwohl sie das gleiche in rot hat
und sie darf es sich auch wieder anders überlegen, wenn Daschka sich mit dem
roten begnügt – wir stehen da drüber, Daschka auch. Sie darf über den Zaun zum
Nachbarn bellen, weil sie die Nachbarshunde nicht leiden kann – auch sonntags! Eigentlich dürfte sie nun fast jede Unart
entwickeln, ich könnte damit leben.
Ich
bin ziemlich sicher, dass sie keine dollen Schmerzen mehr in ihrem unförmigen
Knie hat. Die Spondylose hat den Rücken unbeweglicher gemacht. Vielleicht tut
es dadurch nicht mehr so weh. Sitzen und Treppensteigen geht schon lange nicht
mehr, aber „zählen“ mit den Vorderbeinen geht noch super, um Gudrun ein Leckerchen aus der Tasche zu
locken. Und so was wie Galopp in Zeitlupe bekommt sie auch noch hin. Allerdings
fällt sie in der Kurve auch dabei hin und wieder um. Statt ZOS sucht sie nun einen Futterbeutel,
den muß sie nicht im Liegen anzeigen, sondern kann ihn einfach suchen und
bringen. Und wenn ihr sehen würdet, wie sie trotz ihrer Taubheit merkt, dass
dogdancing angesagt ist und sie freudig neben mir geht und versucht ihre Hüpfer
einzubauen, dann würde euch wie mir warm ums Herz…..
Ich
fahre kaum noch von zu Hause weg, wenn keiner da ist um nach ihr zu sehen.
Organisation ist alles und eine Einstieghilfe für das Auto schon sehr lange unverzichtbar,
denn sie will immer noch mit!
Alle
3 Wochen bekommt Leni Akupunktur von Judith Jandrey. Einige kennen sie vom
Wochenendseminar. Ich bin ihr so dankbar, dass sie jedesmal 80 km aus Sarstedt
hier her fährt um Leni zu behandeln. Eine Zeitlang hatte Leni einige grüne
Flecken, da haben wir mit einem Markerstift die Punkte markiert, die ich
zwischenzeitlich , bis zum nächsten Termin, mit Akupressur behandeln konnte.
Die
monatliche Prozedur mit der Infusion, um
die Nieren zu entlasten, haben wir inzwischen eingestellt. Die vielen Stunden
auf einer Stelle ruhig liegen zu bleiben waren nicht so schlimm, Daschka und
ich , wir lagen ja immer neben ihr. Aber das Finden der Vene und überhaupt das
Herumhantieren an ihren Pfoten und
Beinen war für Leni ein schlimmer Stress. Ihre Niereninsuffizienz versuchen wir
durch entsprechendes Futter in Schach zu halten. Sie frißt die stinkigen Dosen
eigentlich recht gern und darf zum Nachtisch die Teller der Katzen auslecken
und ich darf die Ekelhaufen wegtragen, die so ganz anders aussehen als in ihrer
Barf-Zeit.
In
Beziehung Gewitter und Silvester hat sich unser Leben total entspannt.
Inzwischen hört Leni nur noch wenn ich schrill pfeife. Ihre Taubheit ist ein
Segen für uns. Da Gesten und Körpersprache unsere Kommunikation schon immer
begleitet haben, haben wir es jetzt nicht so schwer uns zu verständigen. Es ist witzig, wenn wir abends zusammen
rumlümmeln und glotzen und sie sich auf ihr Gehör ja nicht mehr verlassen kann,
wie sie aus dem Tiefschlaf plötzlich den Kopf hebt und sich per Rundumblick alle
paar Minuten kurz vergewissert, dass ich noch da bin und sofort wieder
einschläft. Ich finde unsere Beziehung ist noch inniger geworden.
Mir
ist bewußt, dass das nicht mehr unendlich so weiter geht. Aber ob es deshalb
weniger schlimm wird , wenn man sich quasi darauf vorbereiten kann – jeden Tag
und immer – weiß ich nicht.
Manchmal
tut es richtig weh, wenn ich sie ansehe. Ich möchte festhalten was ich sehe und
fotografiere immer wieder die für sie so typischen Ausdrucksweisen. Die
winzigen Unterschiede zwischen den vielen Fotos sehe wahrscheinlich nur ich…..
Wir
„reden“ mehr miteinander. Ich bin dankbar für das Seminar Tierkommunikation vor
3 Jahren mit Monika Jaeger, wo wir lernten, welche Ebenen der Verständigung mit
Tieren möglich sind und wo wir lernen wollten „zuzuhören“.
Das ist nicht immer leicht , denn wirklich zuzuhören fällt uns allen
schwer.
Besonders
bei Hunden wissen wir immer sehr schnell, was wir von ihnen wollen und was
sie lernen sollen, um möglichst
pflegeleicht in unser Leben zu passen. Leider ist es üblich, dass gerade
Hundeeltern immer auf das achten, was
sie stört und genau das erhalten sie
dann und wundern sich, dass ihre Gegenmaßnahmen nicht fruchten.
Das
hat mit dem Gesetz der Anziehung zu tun:
Das, worauf wir unsere Aufmerksamkeit richten, wächst und wird größer ……
Ich
könnte es auch etwas esoterischer ausdrücken: Wir ziehen immer die Dinge in
unser Leben, mit denen wir uns in Resonanz befinden. Davon bin ich überzeugt.
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