Es ist Zeit eine neue ATH-Geschichte nach der letzten traurigen zu schreiben
27.1.2016 Könnte ich ein Leitwolf sein????
Gudrun hat mir vor einpaar Tagen einen Link geschickt, schaut mal hier :
http://blog.leitwolf-training.de/positive-verstaerkung-der-verrat-an-der-natuerlichkeit-unserer-hund/
Vielleicht
spricht er ja aus, was einige von Euch denken.
Aber
.
ich
frage mich, was hier so vehement verteidigt wird. Warum muß man so böse um sich
hauen um seine eigene Überzeugung kund zu tun. Warum kann nicht der eine vor seinen Hunden Leitwolf spielen und der
andere seinen Hunden mit dem Clicker erklären was er gerne hätte. Jedem die
Methode die am besten zu ihm paßt.
Der
eine muß seine Macht beweisen, der andere seine Kreativität. Der eine hat`s
gern rustikal und deftig, der andere
lieber partnerschaftlicher…..
Ich
will nun nicht behaupten, dass die Leitwolf-Methode Gewalt anwendet. Aber wenn ich mir die
Filmchen ansehe
https://www.youtube.com/watch?v=yKTb-pxNCIc
und mich in so einen kleinen Hund hineinversetze, der durch körperliches Bedrängen in seine
Schranken gewiesen wird, dann finde ich
das zumindest nicht besonders fair. Eben
läuft man noch lustig und vertrauensvoll nebeneinander her und plötzlich baut
sich mein Mensch ohne Vorwarnung vor mir auf , nur um mir zu zeigen, dass ich
an ihm nicht vorbei komme, wenn er das nicht will.
Hm, ich als Hund hätte lieber vorher eine Info, dann würde ich einfach machen,
was man mir sagt. Ich als Hund würde
wohl eher den kreativen Partner wählen,
mit den leckeren Keksen….. und, ich würde ihn achten und ehren , auch
wenn seine Taschen mal leer sind ;-)
Natürlich
läßt sich darüber diskutieren wo Gewalt anfängt und jeder hat da seine eigene
Sichtweise. Wir sind halt alle verschieden , aber wünschen wir uns nicht alle das Gleiche : eine Gemeinschaft, ein
Miteinander, das uns Freude bringt und bereichert. Ich frage mich, was ist
schlecht an einem Trick, der beiden Spass macht.
In seinem Artikel schreibt Herr Tomasini : Mich bewegt es immer mehr, mit anzusehen, wie Hunde unter dem Slogan der
„positiven Verstärkung“ trainiert, dressiert und erzogen werden. Alles
natürlich ohne Zwang und nur auf freiwilliger Basis. Aber eben nicht
natürlich, denn eines fehlt: eine
stabile Beziehung, die unseren Hunden die Sicherheit gibt, die ein Trick
oder ein Kommando ihnen niemals geben kann.
Wieso
glaubt er, dass die stabile Beziehung fehlt, wenn man über positive Bestärkung
arbeitet?
Ein Trick schließt doch eine gute Beziehung nicht aus, oder wieso ist ein
Kunststück zu üben unnatürlicher als dem
Hund einzureden, dass sein Mensch ein Leitwolf ist…..
Ich habe den Eindruck, Herr Tomasini beschreibt hier eine Versuchslabor-Szene, in
der man die Lerntheorie erforscht.
Ich habe seit über 35 Jahren Hunde.
Meine Kinder sind mit ihnen groß geworden und sie hatten in unserer Familie
immer einen sicheren Platz und stabile Beziehungen. Sie waren immer mittendrin und bekamen ihre Bespaßung,
ihre Regeln und Grenzen, so wie es nach Tomasini wohl sein sollte..
.
Vor
14 Jahren kam aber noch etwas dazu: Ich
habe erfahren wie Hunde lernen und was sie mit ihrer Körpersprache zum Ausdruck
bringen . Zu unseren Regeln und Grenzen, die unseren damaligen Hunden viel
einfacher zu erklären waren, als den Hunden davor, kamen Tricks und ein sehr
umfangreicher Wortschatz (Kommandos waren gestern) .
Das Miteinander wurde von da an plötzlich so leicht, freudevoll und bunt.
.
In seinem Artikel schreibt Herr Tomasini weiter: Was
bei aller positiver Erziehung übersehen wird ist folgendes: Hunde suchen und
erwarten Grenzen, Regeln, eine Ordnung und jemanden, der diese verwaltet. Und
dort, wo es Regeln gibt wird es auch jemanden geben, der sie hinterfragt.
Nicht, um die Regel zu brechen, sondern um zu schauen, wie eindeutig sie ist.
Ich
weiß nicht, wie Herr Tomasini sich eine Familie vorstellt, in der der Hund „positive Verstärkung“ für erwünschtes
Verhalten erfährt. Bei uns jedenfalls
gab es alles, was der Alltag so erforderte : Selbstverständlich auch Regeln und Grenzen,
die aber eben durch positive Bestärkung aufgebaut und durch Gewohnheit
stabilisiert wurden.
Ich war und bin zwar kein Leitwolf , bin nur ein Mensch,
wurde aber trotzdem immer von meinen
Hunden als Chef , Mama, Kumpel, Partner,
je nach Situation , anerkannt. Und ich habe unsere Hausordnung verwaltet!
.
Für
meine Hunde „vor der Wende in der Hundeerziehung“, hin zu „positiver Verstärkung“, war ich eher nur Chef. Und ich mußte
tatsächlich öfter mal an die Grenzen und Regeln erinnern. Mußte mich tatsächlich auch mal vor ihnen
aufbauen um ihnen meine Wichtigkeit zu demonstrieren. Ich glaube das ist auch
normal im Alltag und zwischen verschiedenen Arten, die sich eben nicht wirklich
verstehen , wo aber der Mensch das Sagen hat.
.
In den Filmen auf youtube zur Methode Leitwolf hab ich schon den Eindruck, dass
man sich nicht wirklich versteht. Warum soll es sonst nötig sein, sich vor dem
Hund wie eine Dampfwalze aufzubauen nur damit er zurück bleibt. Bei uns reicht
immer ein leises „warte“ oder „bleib“. Ob das nun natürlich oder unnatürlich
ist ist mir egal, es ist einfach freundlich und wird verstanden. Warum
soll ich wie ein Hund oder Wolf auf allen Vieren durch den Garten kriechen und
lauern ? Ich bin doch keiner!
https://www.youtube.com/watch?v=f30zUSZkGaM
Durch
die „positive Verstärkung“ ist Vieles viel einfacher geworden. Grenzen und
Regeln werden gerne eingehalten , wir mußten um sie nie kämpfen, weil ich sie
für die Hunde so durchschaubar aufgebaut haben.
Mich haben der Clicker und die Leckerchen in der Tasche nie gestört ,
denn es gibt immer Situationen, die für Hunde schwierig sein können und die man
sich damit erleichtern kann, ohne den Chef rauszukehren..
Muß
man sich wirklich so echauffieren, nur weil man etwas selbst nicht machen will
? Man kann es doch auch einfach sein lassen und Wolf spielen.
Sich für Erziehung über "positive Bestärkung" zu entscheiden ist auch nicht
besonders leicht.
Ich
habe einige Wochen gebraucht um den Hunden mittels positiver Bestärkung täglich zu erklären, dass wir an dem Haus mit
den 9 Katzen in Ruhe und „dicht bei mir“ vorbei gehen.
Es ist so unbeschwert, wenn sie es gelernt haben und so toll, dass ich
sie nicht bedrängen, zerren und maßregeln mußte um das zu erreichen.
Es hat
einfach immer Spass gemacht, weil ich Probleme nicht mehr persönlich nehmen
mußte, sondern als Aufgabe betrachten konnte, an der man arbeiten konnte.
Es
hat auch einige Wochen gedauert, bis sie verstanden haben, dass wir an anderen
Hunden immer, „dicht bei mir“ , vorbei gehen.
Egal ob mit oder ohne Leine .
Es macht das Gassigehen so entspannt, wenn
sie dann gelernt haben zu fragen , ob man darf oder nicht und es tut mir um kein Leckerchen und keinen
Click leid, den ich dafür verwendet habe.
Und wieder ist das Tollste daran,
dass ich sie weder bedrängen, noch zerren oder maßregeln mußte.
Ich
liebe diese Art von Training, laß es ruhig Wochen oder auch 1 Jahr dauern.
Schließlich leben wir dann immer noch einige Jahre unbeschwert. Um ein
gelerntes Verhalten zu stabilisieren braucht es dann eigentlich nur noch die
Gewohnheit. Mit oder ohne Leckerchen……
.
In seinem Artikel schreibt Herr Tomasini weiter: Der Verzicht auf primäre Verstärker wie
Futter oder Spielzeug hat noch einen anderen, positiven Nebeneffekt – Ihr Hund
nimmt Sie als Bezugsperson wieder wahr und nicht den Verstärker. Außerdem
orientiert sich Ihr Hund dann wieder an Ihnen und nimmt Ihnen Entscheidungen
auch wirklich ab
Auch
mit dieser Aussage kann Herr Tomasini mich nicht beirren, denn irgendwann waren die Begegnungssituationen mit Hunden
oder Katzen für uns so normal , dass hier Leckerchen keine Rolle mehr
spielten.
Für meine Hunde war ich immer
eine wahrnehmbare Bezugsperson, aber eben auch durchaus bereit, auch für inzwischen normale Sachen mal ein Leckerchen springen zu lassen. Es wäre zwar nicht mehr nötig, aber es macht die
Hunde und mich einfach glücklich….
Ich
würde auch so weit gehen zu sagen, „positive Bestärkung“ ist mehr eine
Lebenseinstellung als eine Methode.
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In seinem Artikel schreibt Herr Tomasini
weiter: Für viele Hundehalter ist es
schon nahezu zum Zwang geworden, den richtigen Moment zu erwischen, in dem der
Hund für sein richtiges Verhalten belohnt werden muss. Sie haben den Blick für
die Natürlichkeit unserer Hunde komplett verloren und verfolgen nur noch die
Anleitungen der Trainer, die Hundetraining nach Lerntheorie vermitteln. Ist es
wichtiger, den Hund in einem stressfreien Zustand zu halten, da er sonst nicht
lernen kann, als jetzt und hier eine klare Entscheidung zu treffen, die unter
Umständen auch eine Einschränkung bedeuten kann?
Also
aus diesen Worten entnehme ich, dass auch Herr Tomasini schon davon gehört hat,
dass gestreßte Hunde nicht lernen können.
Wenn man das weiß, muß man sein Training anpassen. Es ist vielleicht auf der Erscheinungsebene effektiver den Hund, wenn die
Situation es erfordert, einfach einzuschränken, als mit ihm über einen längeren
Zeitraum ein Verhalten einzuüben. Aber auf das eingeübte Verhalten kann ich gelassen ein Leben
lang zurückgreifen.
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Ich
hätte mir als guter "Leitwolf" mit deutlichem Körpereinsatz das Begegnungstraining und viele Clicks und Leckerchen
„vorbei an Katzen und Hunden“ vielleicht sparen können.
Ich
muß aber sagen, ich hab es lieber so entspannt wie es jetzt ist und bedauere den Einsatz
des Clickers nicht, auch wenn es auf manchen zwanghaft wirkt, auf den richtigen
Moment zu warten um ein Verhalten zu bestärken. Natürlich macht es nicht nur der Clicker, natürlich ist es ein Zusammenspiel von Management, Kommunikation und Hilfen.
Es heißt doch so schön „wer
heilt hat recht“ – ich finde das ist ein weiser Spruch. Jeder muß wohl sein Mittelchen finden. Jedenfalls können wir an jeder Katze, die uns über den Weg läuft, mit einem freundlichen "bleib schön hier" vorbei gehen. Und ich find das einfach nur schön.
Dennoch
muß ich zugeben, dass der Weg der positiven Bestärkung alles andere als einfach
ist. Er erfordert durchdachtes Handeln und eine gute Beobachtungsgabe und die
Bereitschaft sich selbst auch manchmal in Frage zu stellen.
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Wenn
ich mir auf youtube die Filme zum Leitwolf-Training ansehe,
muß ich feststellen, dass ich mich, auch aus rein
körperlichen Einschränkungen, nicht zum
Leitwolf eigne. Viele meiner Hundeschulkunden kann ich mir auch nicht auf dem Boden rumkriechend und um den Hund hüpfend vorstellen um ihn „natürlich“ zu bespassen. Bei mir würde das jedenfalls sehr unnatürlich
aussehen.
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Ich
glaube aber auch, dass Hunde wissen, dass wir keine Hunde und auch keine
Leitwölfe sind . Warum sollen wir also spielen und handeln, als wären wir so
wie sie. Was sie wohl denken, wenn wir so tun als ob????
Wir
holen uns Hunde in unsere Menschenwelt und wollen, dass sie sich da möglichst
unauffällig und pflegeleicht einordnen. Ich glaube es gelingt uns besser ihnen
dabei zu helfen, wenn wir „echt Mensch“ bleiben.
Wenn wir unverstellt unsere
Menschensprache und Körpersprache anwenden, allerdings so angepasst, dass Hund
sie auch wirklich verstehen kann. Eine kleine Hilfe dabei
kann ein Brückensignal sein, wie z.B. der Clicker.
Ich
finde es sehr bedauerlich, dass manche Trainer es nicht schaffen einfach nur abzuwägen
welche Methode ihnen persönlich entspricht oder eben nicht, ohne Vorgehensweisen von
anderen schlecht zu machen.
Ich denke immer die Art des Trainings sagt viel über den Trainer aus.
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