Wie halten sie das alles aus???…….
Eigentlich haben
wir doch alle Möglichkeiten zur Veränderung, könnten alte Einstellungen
hinterfragen und Ängste, dass der Hund die Weltherrschaft übernehmen will, könnten
doch nun endlich abgelegt werden.
Trotz Rütter-, Noack- und
Milan-Anhängerschaft, müssten doch alle schon mal davon gehört haben: Hunden geht es wie uns selbst - sie haben
Gefühle. Sie können sich freuen, sich ängstigen, depressiv und hilflos sein,
voller freudiger Erwartung mit ihren Menschen Dinge tun, voller Misstrauen und
in Erwartung unangenehmer oder schmerzhafter Einwirkungen ihren Menschen folgen
……..
Ich werde nie
verstehen warum sie das ganze Unheil, das ihnen ihre Menschen antun, mit
solcher Geduld aushalten und sich nicht dagegen wehren.
Jeden Tag sehe
ich in den Gruppen das gedankenlose Hinundherziehen der Hunde an der Leine. Es ist wie ein
Reflex, bewegt sich die Leine in der Hand (also der Hund, der da dran hängt),
folgt das Heranziehen ohne irgendeine Warnung. Nur weil sie auf vier Beinen stehen,
fallen sie nicht andauernd um. Das ist meist nicht mal böse gemeint, einfach nur
„normal“. Ich rede nicht vom Leinenruck oder "Leinen-Impuls", nein, ich meine die ganz selbstverständiche Handhabung der Leine, wie den Henkel an der Tasse.
Ich stell mir
immer an Stelle des Hundes ein Kind mit Halsband oder auch Brustgeschirr vor.
Würde es , wie ein Hund, an der Leine geführt werden, läge es ständig der Länge nach am Boden. Es hat ja nur zwei Beine…….
Dann seh ich oft
die sogenannten Beweise, dass der Hund gut gehorcht, die manche Menschen immer
wieder brauchen: dem Hund wird ein Leckerchen gekullert, Hund läuft freudig
hinterher und kurz bevor er es hat, brüllt man ihm ein lautes NEIN hinterher.
Natürlich sieht man, dass das schon unzählige traurige Male „geübt“ wurde. Denn
der Hund bricht fast zusammen und nimmt seine ganze Impulskontrolle zusammen, um
der Verlockung zu widerstehen. Gönnerhaft bekommt er dann ein „okay“……
Ich bin ganz und
gar kein Gegner von „Nein-Spielchen“, wenn sie für den Hund durchschaubar sind
und nicht gemein – aber wenn sie Regeln haben wie „jaaa, hol dir
das Leckechen – WEHE nimmst du es – nimms dir…“,
da könnte ich brechen……..
Ich spür auch genau, wenn zu Hause andere Erziehungsmethoden durchgeführt werden als hier. So mancher dreht sich zu Hause nicht weg , wenn der Hund ihn z.B. anspringt. Immer noch meint der eine oder andere mehr Erfolg zu haben, wenn man dem Hund das Knie in den Bauch rammt. Der Hund springt dann nicht mehr vor Freude, sondern um seinen unbeherrschten Menschen zu beschwichtigen.....
Manchmal versuche
ich, wenn ich im Auto unterwegs bin, Hunde einfach nicht mehr zu sehen. Ich blende sie aus. Es tut mir weh, wenn sie an
ihrem Halsband fast erwürgt werden, in Begegnungen fast stranguliert nur noch
die Hinterbeine den Boden berühren, oder wenn sie an der Fahrradstange
befestigt, bei 30 Grad mitlaufen müssen, wenn alten Hunden an der
Fussgängerampel der Hintern runter gedrückt wird, obwohl sie lieber stehen
wollen, weil das Hinsetzen schon so sehr beschwerlich ist……..
Wenn ich sehe
wie ängstliche Hunde vorm Supermarkt angebunden werden, direkt neben den
scheppernden Einkaufswagen, ausgeliefert an kurzer Leine, bedrängt von vielen
unbekannten , vorbeihetzenden Beinen, fremden Kindern, Hunden…… warum beißen sie nicht einfach zu ???? Ach ja, sie sind ja gut erzogen und sein Mensch frei von jeglichem Einfühlungsvermögen.....
Es gibt so viele alltägliche,
„normale“ unzumutbare Zustände, in denen Hunde leben müssen. „Normale“
Zustände, über die sich kaum jemand
Gedanken macht, die aber bei genauerem Hinsehen so bedauerlich sind , dass man
sich wünscht in seinem nächsten Leben nicht als Hund geboren zu werden…….(das ist wirklich eine große Angst von mir)
Ich hasse
Leinen, die für Hunde zur Falle werden, an denen sie wie leblose Objekte gehalten,
gezogen und geschoben werden. An denen sie ausgeliefert sind, wenn sie durch
Situationen gezerrt werden, die ihnen Angst machen. Die sie an Menschen binden,
die ihnen Schmerzen zufügen, die sie in Hilflosigkeit und Hoffnungslosigkeit
treiben.
Dennoch:
Leinentraining
ist ja wirklich wichtig. Es sollte deshalb mit Einfühlungsvermögen und durchdacht durchgeführt
werden und es dauert seine Zeit. Mit Messer und Gabel kann Mensch ja auch nicht schon im Kindergarten essen. In der Pubertät sieht man die Notwendigkeit von Benimmregeln erst recht nicht ein und dann wird man langsam erwachsen und ist mehr oder weniger bereit für das Establishment.....
Die Leine nimmt dem Hund seinen freien Willen, sein ganzes Leben lang wird er fremdbestimmt und kontrolliert leben müssen. Sollte es daher nicht
selbstverständlich sein, dass man ihm diesen Zustand so artgerecht und
einfühlsam wie möglich vermittelt.
Je älter ich werde, um so klarer wird mir, dass der Erfolg beim Führen von Hunden nicht von Durchsetzungsvermögen und Wissen abhängt. Sondern von Zuneigung, Begeisterung, Intuition, Empathie und dem Wunsch nach Resonanz. Hat man das alles, kann man nicht so viel falsch machen.....
Hunde sind
lebendig - was ist schlimm daran,
dass sie mal den
Schalk im Nacken haben,
dass sie mal ein bisschen widersprechen,
dass sie mal versuchen „wichtigeren Terminen“ nachzugehen, bevor sie sich
abrufen lassen,
dass sie mal testen, ob man an gute Sachen kommt, auch wenn sie auf dem Tisch
stehen,
dass sie ungeduldig werden, wenn sie unverständliche Botschaften kriegen,
dass sie sich verweigern, wenn ihnen etwas unangenehm ist,
dass sie einfach aufhören zuzuhören, weil sie überfordert sind,
und dass sie ihr Glück bei Artgenossen suchen, weil man mit denen, anders als
mit Herrchen, einfach Spass haben kann
das sind alles Dinge, die
bei einem Kind oder bei einem Freund dazu führen würden, dass man miteinander
redet.………
Und hier noch
etwas zum Schmunzeln,
es zeigt wie Hunde wirklich denken:
Das ist Bruno!
Im besten Mannesalter, unkastriert und wichtig. Er hat unheimlich viel zu
sagen, wenn er Artgenossen trifft und sehr viel zu tun, wenn er unterwegs
ist. Wenn er ein Loch im Zaun findet
sagt er „ich bin dann mal weg…..“
Er sorgt dann
durch Pinkeln hier und Pinkeln da , dafür, dass alle im Dorf wissen, dass es ihn gibt.
Das ist wichtig, weil er ja auch nicht so besonders groß ist. Ein Dackel und
ein Schäferhund sind in ihm wahrscheinlich vereint.
Frauchen holt
manchmal Kräuter aus dem Garten – wie auch vor ein paar Tagen. Sie hat sie ins
Wasser gestellt und auf den Tisch. Natürlich hat sie nicht so eine gute Nase
wie Bruno und wahrscheinlich hat sie nicht gerochen, dass sich daran schon jemand
verewigt hat. Katze, Hund, Maus – sie wird es nie erfahren. Aber sie hat ja Bruno !!! Das
konnte er nicht so stehen lassen. Arbeitsam und zuverlässig, wie er seine
Aufgaben halt gewohnt ist zu erledigen, ist ihm nix zu hoch oder zu unbequem.
Vom Stuhl auf den Tisch war kein Problem und die Pinkeldusche über die Kräuter
sowieso nicht.
So, jetzt sind sie
wieder „unser“ - Frauchen - hab ich für
dich getan………
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