21.02.2005 Augen zu und durch
Bevor ich in ein Tischbein beisse, muss ich mal was aus dem Traineralltag los werden. Wir haben es ja nun auch mit Menschen zu tun - und das erschwert die Sache gewaltig. Kämen nur die Hunde, wäre es manchmal etwas einfacher.......
Ich weiss noch wie es damals war, als ich den Clicker das erste Mal in der Hand hatte. Ich wollte ihn einfach nicht benutzen, weil ich einerseits Angst hatte etwas Wesentliches vielleicht nicht zu beachten und weil ich andererseits, alles auf einmal wollte. Meine Leni sollte alles können, es schnell können und möglichst das Abitur vor der Grundschule machen, denn ich musste etwas beweisen. Ich wollte beweisen, dass es ohne Druck geht und dass es sich gelohnt hat eine Freundschaft aufzugeben und sich mit anderen Hundeschulen zu überwerfen.
Ich stand mir sozusagen selbst im Weg und meine Leni war schooon 9 Wochen alt !!!!!!!! Oh, Gott, wie die Zeit davon raste. Dann kam, dem Himmel sei Dank, Birgit Laser und hielt hier ein Clickerseminar ab. Ich stieg voll ein und werde wohl auch nicht mehr aussteigen....
Was ich damit sagen will, ist, dass ich Verständnis dafür habe, wenn man sich mit neuen Methoden schwer tut, aus welchem Grund auch immer. Jeder bringt seine eigenen Erfahrungen und Wünsche mit und ist auf der Suche nach der Eintrittskarte zum Hund.
Was wir im ATH dazu beitragen können, bieten wir immer und immer wieder, unermüdlich und manchmal auch mit Fransen am Mund, gerne an.
Ab und zu gibt es trotzdem Menschen, die wir nicht erreichen können. Meistens bleiben die dann nach der ersten Stunde schon weg, weil ihnen klar ist, dass sie sich mit dieser Methode nicht anfreunden können. Das ist ok!
Dann gibts die Menschen, die wir zwar erreichen, die gerne clickern möchten, es aber überhaupt nicht gebacken kriegen. Sie clicken zu selten, zu spät, vergessen das Leckerchen nach dem Click, funktionieren den Clicker zum Lockmittel um usw. usw. Aber sie lieben ihren Hund und er - wie auch immer er es fertigbringt - versteht sie. Hier hilft manchmal nur noch Humor und es macht trotzdem Spass miteinander zu arbeiten.
Dann gibts die Menschen, die es auch mit der Koordination und dem Timing nicht so richtig hinkriegen aber einen Hund haben, der sie leider nicht versteht. In diesen Fällen stellt sich dann oft Frust ein und Zweifel. Einige halten durch, hören nicht auf zu fragen, lassen sich selbst clickern, machen sozusagen Selbsterfahrung und nehmen die Angebote der Theorieabende an. Meist stellt sich dann auch Erfolg ein und nach einigen Anfangsschwierigkeiten wächst solch ein Team an seinen Aufgaben.
Nun aber zu den Menschen, die an meinen zerbissenen Tischbeinen schuld sind. Sie kommen nach langen Bemühungen, Fransen am Mund und viel Einsatz irgendwann nicht mehr, sagen, sie wollen eine Pause machen weil das Wetter zu schlecht ist, weil die Fahrerei zu lang ist, weil zu Hause so viel Stress ist, weil es zu Hause angeblich schon gut klappt usw. usw. Natürlich verstehe ich diese Situationen, meist geben wir noch Tips und Anregungen für zu Hause mit. Es sind ja meist auch die Menschen und Hunde, wo wir uns besonders viele Gedanken gemacht haben und wo die Probleme offensichtlich waren. Oft sind es die Dauerbeller, die Dauerleinenzieher, die Dauerjäger, die Dauerraufer, denen wir Kontakt mit anderen Hunden ermöglicht haben, denen immer wieder gesagt wurde, worauf es ankommt und zwar immer und nicht nur einmal in der Woche für eine Stunde. Von denen einige eigentlich ein Einzeltraining gebraucht hätten, das wir aber aus Rücksicht auf den Geldbeutel gar nicht erst in Erwägung gezogen haben. Wir stellten Gruppen extra für sie neu zusammen, bestellten sie eine viertel Stunde vor der Gruppe, damit wir Zeit hatten besonders auf sie einzugehen, damit sie wenigstens mit Leni spielen konnten, wenn die Gruppe sie noch überfordert hat und und und........
Und diese Menschen gehen dann in die nächste Hundeschule, erzählen da, dass man ja bei uns nichts lerne und schon gar nicht zu clickern und natürlich wird man da dann endlich “richtig” in die Clickerregeln eingeführt, aus denen wir offensichtlich ein Geheimnis gemacht haben.................... Das ist doch zum Mäusemelken, oder?
Sicherlich gibt es Beziehungen wo der Draht fehlt, manchmal sind es die Umstände, die einem nicht gefallen, oder man hat Kritik an der Arbeitsweise (Trainer sind auch nur Menschen), oder die Leute sind noch nicht so weit, sich für diese Methode zu entscheiden. Aber immer gibt es eine Möglichkeit sich mit Aufrichtigkeit zu begegnen und auch Kritik anzubringen, wenn man unzufrieden ist. Das hat etwas mit Wertschätzung zu tun und die braucht man manchmal damit man mit Freude weiterarbeiten kann.!
Glücklicherweise überwiegen die erfreulichen Kontakte und das gibt dann wieder Auftrieb.
(Petra sagt, ich sprech ihr aus der Seele)
Gisela
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